Beueler Weiberfastnacht: Jubiläumssession startet

Für die Beueler „Wiever“ beginnt am Samstag, 11. November 2023, nicht nur eine weitere Session, sondern eine ganz besondere: Sie feiern „200 Jahre Beueler Weiberfastnacht“. Und auch die Stadt Bonn feiert ihr karnevalistisches Alleinstellungsmerkmal, indem sie das Jubiläum tatkräftig unterstützt.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner ist Schirmherrin des Jubiläumsjahres und voller Vorfreude auf die Session: „Die Weiberfastnacht ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Denn in Beuel wurde erfunden, was heute Millionen von Menschen zum Auftakt des Straßenkarnevals im Rheinland feiern. Im Namen der Stadt Bonn gratuliere ich herzlich zum 200-jährigen Bestehen. Wäscherprinzessin Sabrina I., ihren Wäscherinnen und allen Beteiligten wünsche ich ein wundervolles Jubiläumsjahr und eine tolle Session. Ich freue mich schon jetzt darauf, bei Höhepunkten wie der feierlichen Proklamation oder dem Rathaussturm dabei zu sein.“

Beuels Obermöhn Ina Harder ergänzt: „Was für ein stolzes Jubiläum. Ich danke den Gründungsmitgliedern des Alten Beueler Damenkomitees, die 1824 den Mut hatten, sich gegen die Männer aufzulehnen und ihren Tag – Weiberfastnacht – ins Leben gerufen haben.“

Die Jubiläumsfeierlichkeiten beginnen bereits am Vorabend des „Elften im Elften“ mit einem großen Auftaktkonzert vor rund 1500 Gästen mit vielen Stars des rheinischen Karnevals, darunter Brings, Bläck Fööss, Kasalla, Klüngelköpp und Domstürmer. Der Erlös der Veranstaltung geht an den Förderverein Beueler Weiberfastnacht, der damit verschiedene Aktivitäten im Jubiläumsjahr finanziert.

Anlässlich des Jubiläums findet die Proklamation der Wäscherprinzessin bereits früh in der Session statt – als Teil eines restlos ausgebuchten großen Festabends, den die Stadt Bonn am Freitag, 17. November 2023, ausrichtet. In der Regel bestreiten die Damenkomitees das Programm der Proklamation mit eigenen Kräften. In diesem Jahr erhalten sie Unterstützung von bekannten Künstler*innen, die normalerweise nicht auf Karnevalsbühnen zu sehen sind. Die Beueler Damenkomitees wollen sich aber nicht nur feiern lassen, sondern steuern auch eigene Beiträge bei, darunter einen gemeinschaftlichen Beitrag unter der Leitung der Kabarettistin Anka Zink zur Geschichte der Weiberfastnacht.

Ihren Höhepunkt erreicht die Jubiläumssession am Donnerstag, 8. Februar 2024, mit der Erstürmung des Beueler Rathauses durch Wäscherprinzessin Sabrina I. (Michel). Anlässlich des Jubiläums bestreiten mit Kasalla, Räuber, Köbesse und Druckluft Top-Bands das musikalische Rahmenprogramm am Rathaus.

Zuvor wird der vermutlich größte Zug in der Geschichte der Beueler Weiberfastnacht durch den Ort ziehen. Anlässlich des Jubiläums gibt es eine Reihe von Anmeldungen von Teilnehmenden, die erstmals in Beuel am Start sind, darunter das Partnerschaftskomitee Beuel-Mirecourt und das Stankt-Josef-Hospital. Auch Gäste von der anderen Rheinseite, wie zum Beispiel die Alkoholisierten Funken, werden ausnahmsweise in Beuel dabei sein. Die teilnehmenden Schulen und viele weitere Gruppen haben sich vorgenommen, das Jubiläumsmotto „Tradition met Wieverklaaf, 200 Johr en Beuel, Alaaf!“ in besonderer Weise sichtbar zu machen. Der Förderverein Beueler Weiberfastnacht und die Bezirksverwaltungsstelle Beuel haben verschiedene Wurfartikel mit den Motiven des Jubiläums branden lassen, die auch von zahlreichen anderen Akteuren verwendet werden.

Karnevalistische Führungen und Stadtrundfahrten
„Möhneverzäll – 200 Jahre Beueler Weiberfastnacht“ lautet der Titel einer karnevalistische Fuß-Führung durch Beuel, die an zwei Terminen im Januar 2024 (6. Januar, 14 Uhr, 27. Januar, 13 Uhr) angeboten wird. Auf dem rund zweistündigen und circa drei Kilometer langen Weg durch Beuel weihen eine Gästeführerin der Bonn-Information und eine ehemalige Wäscherprinzessin die Teilnehmenden in die Geheimnisse des Karnevals in Beuel ein. Zu hören gibt es zum Beispiel Anekdötchen über den Alltag der Beueler Waschfrauen oder das Bröckemännchen und Bröckeweibchen; außerdem ist zu erfahren, was ein „Bütz-Offizier“ ist. Zum Abschluss empfängt die aktuelle Wäscherprinzessin Sabrina I. die Gäste im Beueler Heimatmuseum zu einem kleinen Umtrunk. Tickets zum Preis von 11,11 Euro pro Person gibt es ab dem 11. November bei der Bonn-Information oder online unter www.bonnticket.de.

Außerdem haben Interessierte im nächsten Jahr die Möglichkeit, bei einer karnevalistischen Stadtrundfahrt mit dem Doppeldeckerbus die Tollitäten aus den Bonner Stadtbezirken zu treffen. Die 2,5-stündige Tour bringt die Gäste zudem zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Bonns und vermittelt Anekdoten zum Karnevalsbrauchtum. Termine: 21. Und 28. Januar, jeweils 10 Uhr. Tickets (Preis: 22,22 Euro pro Person) gibt es ebenfalls ab dem 11. November bei der Bonn-Information oder online unter www.bonnticket.de. Karnevalistische Kleidung ist bei beiden Angeboten ausdrücklich erwünscht!

Chronik, Ausstellung und Unterrichtsmaterial zur Geschichte der Beueler Weiberfastnacht
Pünktlich zum Start der Jubiläumssession ist eine mit 200 Fotos bebilderte Chronik der Beueler Weiberfastnacht erschienen. Das Buch, das von Jürgen Nimptsch und Ehren-Obermöhn Evi Zwiebler redigiert wurde, zeigt die Entwicklung der Beueler Weiberfastnacht eingebettet in die gesamtgesellschaftliche Emanzipationsbewegung der Frauen. Außerdem kommen zahlreiche prominente Gratulanten zu Wort, darunter die Bläck Fööss, Kasalla, Cat Ballou, Willibert Pauels, Wicky Junggeburth und Konrad Beikircher.

Mit dem Ursprung der Weiberfastnacht befasst sich eine Ausstellung im Heimatmuseum Beuel. Sie wird unter dem Titel „Wäschereien und Wäscherinnen“ vom 4. Januar bis 13. Februar 2024 zu sehen sein.

Der Förderverein Beueler Weiberfastnacht hat außerdem Material für den Schulunterricht zur Geschichte der Weiberfastnacht entwickelt, das die Beueler Schulen pünktlich zum Sessionsstart erhalten.

Veranstaltungen im Umfeld des Weltfrauentages 2024
Das Jubiläum der Weiberfastnacht ist nicht nur ein karnevalistisches, sondern auch eines der Emanzipation. Denn die Beueler Wäscherinnen wehrten sich gegen die Dominanz der Männer und die damit verbundene Ausbeutung der Frauen. Deshalb spiegeln sich auch beide Themen im geplanten Jubiläumsprogramm. So sind im Umfeld des Weltfrauentages am 8. März 2024 Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Bonn vorgesehen, die den Aspekt der Emanzipation am Beispiel der Weiberfastnacht aufgreifen werden. Außerdem lädt Oberbürgermeisterin Katja Dörner zu einem Empfang ins Alte Rathaus ein.

Träger des Jubiläums sind die Bundesstadt Bonn unter Federführung der Bezirksverwaltungsstelle Beuel und der Förderverein Beueler Weiberfastnacht. In der Stadtverwaltung sind viele weitere Fachbereiche beteiligt. Inhaltlich unterstützen beispielsweise das Kulturamt, das Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur, die Bonn-Information und das Amt für Internationales.

Hintergrund: Weiberfastnacht Ergebnis einer Frauenbewegung
1824 gründete sich das erste Komitee aus „Waschweibern“, das heutige Alte Beueler Damenkomitee von 1824. Die Wäscherinnen Beuels fanden sich am „Kühndonnerstag“ zusammen, legten die Arbeit nieder und beklagten sich in Moritaten und lustigen Reimen über ihre Männer. Diese hatten im Jahr davor im gerade neu gegründeten Kölner Karneval beim Ausliefern der Wäsche das gerade eingenommene Geld durchgebracht.

Dieser Kaffeeklatsch, der „Klaaf“, hat sich bis heute etabliert und wird rund um die Weiberfastnacht als traditionelle „Wieversitzung“ fortgeführt. Nach und nach gründeten sich immer mehr Damenkomitees in den einzelnen Ortschaften Beuels.

Beuel hatte zu dieser Zeit hervorragende Rahmenbedingungen für den Betrieb von Wäschereien: Direkt am Rhein gelegen mit breiten Wiesen am Ufer, auf die zur besten Trockenzeit nachmittags die Sonne schien. Das Waschen war neben der Rheinschifffahrt der wichtigste Wirtschaftszweig in dieser Zeit. Mehr als 200 Wäschereien hatten ausreichend Beschäftigung, waren doch mit der gerade erst gegründeten Bonner Universität sowie der Universität Köln viele Auftraggeber in der über den Rhein erreichbaren Umgebung anzutreffen.

Das Waschen war Frauensache, lediglich die Auslieferung erfolgte durch die Männer. Folglich war auf der rechten Rheinseite schon früh klar, dass Frauen maßgeblich zur Gesellschaft beitragen, Unternehmen erfolgreich führen können und selbstbewusst ihre Rechte durchsetzen. Das Wort „Emanzipation“ hat nie jemand in den Mund genommen, sie wurde in den Wäschereien Beuels gelebt.

So ist es nur nachvollziehbar, dass sich die Frauen die Entgleisungen ihrer Männer nicht lange ansahen und an diesem Tag in den Arbeitsstreik gingen. Und weil es im Rheinland vom Naturell her nicht anders geht, wurde nicht gepfiffen und geschimpft – es wurde gelacht und gesungen. Die Weiberfastnacht am Donnerstag vor Rosenmontag ist also eine Erfindung der Beueler Wäscherinnen.

Viele Jahre später wurde aus einer fixen Idee eine bis heute fortgeführte Tradition: Aus der Mitte der einfachen Wäscherinnen wurde 1958 erstmalig eine Prinzessin gekrönt – selbstverständlich ohne dazugehörigen Prinzen. Die Wäscherprinzessin führt an Weiberfastnacht gemeinsam mit der Obermöhn das närrische Treiben Beuels an und erstürmt, wie jede „ordentliche“ Tollität auch das Rathaus, um symbolisch die Regentschaft zu übernehmen. Die Wäscherprinzessin im Jubiläumsjahr, Sabrina I. stammt aus dem Alten Beueler Damenkomitee, das ebenso sein 200-jähriges Bestehen feiert.

Informationen im Internet
Informationen zur Weiberfastnacht und zum Jubiläumsjahr bieten die Homepages der Stadt Bonn unter www.bonn.de/weiberfastnacht und des Fördervereins Beueler Weiberfastnacht unter www.waescherprinzessin.com.

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