Die Bonnerinnen und Bonner reagieren vernünftig, umsichtig und einsichtig auf das aufgrund der Coronavirus-Krise verhängte Kontaktverbot für mehr als zwei Personen und auf die angeordneten Geschäfts- sowie Restaurantschließungen.
„Passanten, Kunden und Gewerbetreibende haben sich auf die Einschränkungen eingestellt und beachten sie“, so das Zwischenfazit von Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan am Freitag, 27. März 2020. Dennoch habe es einige Unvernünftige gegeben, die im Rahmen der Kontrollen aufgefallen sind. So hat der Stadtordnungsdienst seit Anfang der Woche insgesamt 90 Anzeigen geschrieben, 88 davon wegen unerlaubt großer Personenansammlungen, eine wegen einer geöffneten Shisha-Bar und eine wegen eines unerlaubt geöffneten Einzelhandelsgeschäfts.
„Die städtische Bußgeldstelle reagiert schnell auf die Anzeigen und hat bereits 27 Bußgeldbescheide verschickt. Mir ist es wichtig, dass die Kontrollen und Sanktionen schnell bei den Personen Wirkung zeigen, die gegen die Regeln der Ordnungsverfügungen der Stadt und der Rechtsverordnung des Landes verstoßen“, betont der Oberbürgermeister. Insgesamt erhielt die Leitstelle des Stadtordnungsdienstes im Laufe der Woche rund 250 telefonische Hinweise auf Personengruppen, die sich im Freien aufhielten.
Außerdem geht der Stadtordnungsdienst Hinweisen auf Geschäfte nach, deren Betreiber sich nicht an die Zugangs-, Abstands- und allgemeinen Hygieneregelungen sowie die maximal zulässige Kundenanzahl im Verkaufsbereich halten sollen. In der weit überwiegenden Zahl der Fälle hielten die Geschäftsleute aber die Regeln ein. Die Geschäfte, die noch öffnen dürfen, werden außerdem im Rahmen der täglichen Streifenfahrten kontrolliert. Sollten Verstöße gegen die Regelungen festgestellt werden, würden sie geahndet. Bislang war das noch nicht notwendig, da sich die Geschäftsinhaber sehr vernünftig und umsichtig verhalten. Einlasskontrollen sind vorhanden, Schutzvorrichtungen für Beschäftigte wurden installiert und es ist noch kein Ladenlokal aufgefallen, das übermäßig voll war.
Appell des OB, auf Treffen zu Hause zu verzichten
In der Zwischenzeit erreichen die Stadtverwaltung vermehrt Anrufe, in denen auf private Haus- und Gartenpartys hingewiesen wird, die bislang nicht von einem Verbot erfasst sind. „Ich appelliere auch hier eindringlich an die Vernunft und Einsicht der Bürgerinnen und Bürger, solche Treffen und Privatpartys mit Nachbarn und anderen nicht haushaltsangehörigen Gästen nicht zu feiern. Nur wenn wir alle zusammen die persönlichen Kontakte auf ein Minimum reduzieren, kann es uns gemeinsam gelingen, weitere Infektionen mit dem Coronavirus zu verringern und Infektionsketten zu unterbrechen. Daher ist es unsolidarisch, sich selbst und Andere auf Privatfeiern in den eigenen vier Wänden einer großen Infektionsgefahr auszusetzen, die ja gerade durch die aktuell geltenden Kontaktverbote in der Öffentlichkeit eingedämmt werden soll“, macht Oberbürgermeister Ashok Sridharan deutlich.
Zahl der Infektionen steigt weiter an
Wie wichtig es ist, das Kontaktverbot einzuhalten und damit beizutragen, die Coronavirus-Infektionen einzudämmen, zeigt die Entwicklung der Fallzahlen allein in der Bundesstadt. Laut Gesundheitsamt ist die Zahl der bestätigten Fälle zwischen Sonntag, 22. März 2020, und Freitagmittag, 27. März 2020, 12 Uhr, von 133 auf 222 gestiegen. Von diesen befinden sich 13 in einem Krankenhaus. Mittlerweile befinden sich 671 Menschen in Quarantäne. Zur Erinnerung: Der erste Fall war in der Nacht zum 29. Februar 2020 gemeldet worden.
Allein im Diagnostikzentrum in Bad Godesberg, das die Stadt gemeinsam mit dem DRK, weiteren Hilfsorganisationen und der Kassenärztlichen Vereinigung betreibt, sind von Montag, 23. März 2020, bis einschließlich Donnerstag, 27. März 2020, insgesamt 381 Abstriche vorgenommen worden, zusätzlich 68 Tests mobil. Da auch Krankenhäuser in Bonn sowie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte diese Tests durchführen, liegen der Stadtverwaltung keine Gesamtzahlen vor.
Kapazitäten der Krankenhäuser
In den Bonner Krankenhäusern stehen 37 Intensivbetten ohne Beatmungsmöglichkeit, 196 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit sowie 104 Betten auf Überwachungsstationen ohne Beatmungsmöglichkeit zur Verfügung. Kurzfristig können und werden bereits in mehreren vorgeplanten Stufen die Intensivkapazitäten innerhalb der Krankenhäuser um 159 Beatmungsplätze erhöht. In weiteren Ausbaustufen werden auch externe Liegenschaften zum Aufbau weiterer Kapazitäten genutzt.
Unterstützung hilfebedürftiger Menschen
Die Freiwilligenagentur und das Haus der Bonner Altenhilfe organisieren in Kooperation mit Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Trägern aktuell in der Corona-Krise die Unterstützung von hilfebedürftigen Menschen.
Ziel ist es, dass betroffene Menschen, insbesondere Ältere oder Personen mit Vorerkrankungen, so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben können und sich keiner Ansteckungsgefahr aussetzen. Wer für seinen Alltag Unterstützung braucht, zum Beispiel beim Einkaufen oder beim Ausführen des Hundes, kann sich beim Haus der Bonner Altenhilfe unter Telefon 0228 – 77 66 99 oder unter der neu eingerichteten E-Mail-Adresse corona-nachbarschaftshilfe@bonn.de melden.
Freiwillige, die noch ihre Hilfe anbieten möchten, können sich auf der Internetseite www.freiwilligenagentur-bonn.de anmelden.
Dienstgebäude der Stadtverwaltung geschlossen
Auf Akzeptanz und Verständnis bei den Bonnerinnen und Bonnern stößt die Schließung der Dienstgebäude der Stadtverwaltung für den Publikumsverkehr. Ein Besuch der Verwaltung ist nur noch mit vorheriger Terminvereinbarung möglich. An den Eingängen der Gebäude finden Zugangskontrollen statt. Anliegen sollen vorab telefonisch oder per E-Mail geklärt werden.
Seit der Schließung kamen beispielsweise lediglich 52 Besucherinnen und Besucher mit Termin ins Stadthaus (ohne Dienstleistungszentrum) – zu Vorstellungsgesprächen, ins Bauordnungsamt oder zum Bestattungswesen. Fünf Personen, die keinen Termin hatten, mussten abgewiesen werden; sie wurden gebeten, sich zunächst per Mail oder telefonisch zu melden.
In der Loggia am Stadthaus wurden 140 Besucherinnen und Besucher registriert, fast alle kamen ins Standesamt. Während im Alten Rathaus eine Person einen Termin hatte, und an der Sankt Augustiner Straße, wo Schulamt und Jugendamt ihren Sitz haben, sieben Personen, gab es in den Bezirksrathäusern ebenso nur minimalen Publikumsverkehr. Auch in der Ausländerbehörde gab es nur wenige Vorsprachen, da sie alle Menschen, deren Aufenthaltstitel in den nächsten drei Monaten abläuft sofort mit einem Serienbrief informiert und einer behördlichen Bescheinigung zum Aufenthalt versehen hatte.
Eine Übersicht über die zentralen Rufnummern und E-Mail-Adressen der verschiedenen Fachdienststellen der Stadtverwaltung sind auf der städtischen Internetseite unter www.bonn.de/verwaltungskontakt veröffentlicht.
Zahlen des Dienstleistungszentrums
Mehr als 5000 Anrufe, die einen Termin vereinbaren wollten, erreichten das Dienstleistungszentrum zwischen Montag und Donnerstag, 23. bis 26. März 2020. Einige Anrufe konnten nicht entgegengenommen werden, da alle Leitungen besetzt waren. Seit Mittwoch gehen die Anrufe zurück, und es können (fast) alle angenommen werden, zudem wurden die Kapazitäten im Callcenter erhöht. Per Mail haben sich täglich ca. 100 Personen gemeldet und nach einem Notfalltermin gefragt.
Von den Anfragen konnten insgesamt etwa 350 als Notfälle eingestuft und die Anliegen im Dienstleistungszentrum erledigt werden.
Im Bereich der Kfz-Zulassungsstelle wurde am Händlerschalter eine Möglichkeit geschaffen, bei der die Autohändler bzw. Zulassungsdienste ihre Unterlagen ohne persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitenden abgeben und einige Stunden später nach Erledigung wieder abholen können. Im Verlauf der Woche konnten knapp 300 Vorgänge bearbeitet werden. Insgesamt ist die Nachfrage im Kfz-Bereich recht hoch.
Kostenlose Auslieferung von Dokumenten
Ab sofort bietet die Stadtverwaltung eine kostenfreie Auslieferung von Personalausweisen und Reisepässen an, die ab dem 1. Februar 2020 beantragt wurden. Bürgerinnen und Bürger, deren bereitliegende Unterlagen nach Hause zugestellt werden sollen, können sich im Internet unter der dem folgenden Link https://www.bonn.de/vv/produkte/Personalausweis-oder-Reisepass-abholen.php beim Dienstleistungszentrum melden. Die Auslieferung erfolgt durch einen von der Stadtverwaltung beauftragten Fahrradkurier.
Käpt´n Book 2020: Lesefest wird weiter geplant
Die Kulturverwaltung überlegt, einen städtischen Solidaritätsfond für die von Schließungen betroffenen Kultureinrichtungen und finanziell vor dem Aus stehenden Kulturträger sowie Künstlerinnen und Künstler einzurichten. Dazu sollten in diesem Jahr die vom Kulturamt selbst organisierten und umzusetzenden Projekte abgesagt bzw. abgespeckt werden, um dadurch freiwerdende Mittel in den Fonds fließen zu lassen.
Anfängliche Überlegungen, auch das Lesefest Käpt`n Book in diesem Jahr auszusetzen, wurden inzwischen wieder verworfen. Die Kulturverwaltung plant das Lesefest – unter Vorbehalt der weiteren Corona-Entwicklung – weiter. Das Lesefest wird von mehr als 20 Kommunen und Stiftungen in NRW finanziell getragen und wegen seiner kulturpolitischen Bedeutung für das Bundesland substanziell vom Land NRW unterstützt.