Nach wie vor stagniert der Corona-Inzidenzwert für Bonn. Nachdem er von Anfang bis Mitte Mai im landesweiten Trend von rund 180 auf 80 deutlich gesunken ist, bewegt er sich seither um diese Marke.
Nach Feststellungen des Gesundheitsamts erstrecken sich die Corona-Neuinfektionen täglich auf das gesamte Stadtgebiet und alle Altersgruppen. „Es gibt weder einen größeren Ausbruch noch ein örtlich auffälliges Geschehen, so dass kein Muster erkennbar wäre, aufgrund dessen die Stadt gezielt eingreifen könnte“, sagt Gesundheitsdezernentin Margarete Heidler.
Kleinere Schwankungen – große Auswirkungen
Bei den täglichen Fallzahlen der Neuinfizierten von weniger als 50 Personen – im Vergleich zur Bevölkerungszahl von etwa 330 000 – haben kleine Schwankungen bei den Meldungen große Auswirkungen auf die Inzidenz: Eine zusätzliche Fallzahl von 24 Personen pro Tag an sieben Tagen macht eine Steigerung der Inzidenz von plus 50 aus. Der Inzidenzwert eines Tages hängt auch immer davon ab, wie viele Neuinfektionen an dem jeweiligen Tag hinzukommen und wie viele Infektionen aus der Sieben-Tage-Inzidenz herausfallen.
Zu berücksichtigen ist auch, dass die Inzidenzzahl vom Robert-Koch-Institut (RKI) tagesaktuell ermittelt wird, nachträglich notwendige Korrekturen also nicht eingerechnet werden. „Zum Glück müssen wir eher wenig korrigieren“, so Heidler.
PCR-Test am Ende der Quarantäne die Regel
Bonn hält sich hinsichtlich der Fallbehandlung konsequent an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts: Jede Kontaktperson, die in Haushaltsgemeinschaft mit einer mit dem Coronavirus infizierten Person lebt, wird am Ende der Quarantäne angerufen und mittels PCR-Test getestet. Geschätzt fallen dadurch innerhalb eines Zeitraums von sieben Tagen etwa 30 asymptomatische Personen auf, die in der Quarantäne die Infektion entwickelt haben. Diese fließen in Bonn in die Statistik ein.
Würde das in Bonn nicht so gehandhabt, wäre nach Einschätzung des Gesundheitsamtes die Inzidenz um circa 10 Punkte niedriger. Würde man die Personen in Quarantäne hinzunehmen, die sich nicht freiwillig melden, obwohl sie Symptome entwickeln, läge die Inzidenz sogar ca. 20 Punkte niedriger.
Bonner Bevölkerung jünger als im Schnitt
Eines bleibt allerdings klar: „Die Entwicklung der Inzidenz hängt im Wesentlichen vom Verhalten der Bevölkerung ab, die in Bonn sehr mobil ist“, so Krisenstabsleiter Stadtdirektor Wolfgang Fuchs. In Bonn liegt das Durchschnittsalter der Bevölkerung unter dem Landesdurchschnitt NRW und unter dem Schnitt von Städten vergleichbarer Größe, damit ist der Anteil der mobilen, jüngeren Bevölkerung größer. „Und nicht alle Betroffenen beachten leider auch die Quarantänevorschriften“, so Fuchs.
Wissenschaftlicher Ansatz
Um tiefergehende Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen in Bonn zu erlangen, führen das Gesundheitsamt und die Statistikstelle im Amt für Bodenmanagement und Geoinformation seit einiger Zeit entsprechende Auswertungen durch. Darüber hinaus steht die Stadt in Gesprächen mit dem Forschungsinstitut infas360 und dem Uniklinikum Bonn hinsichtlich einer Zusammenarbeit bei der mikrogeographischen Analyse des Pandemiegeschehens, um zielgerichtet Eindämmungs- und Vorsorgemaßnahmen umsetzen zu können.
Sonderimpfaktionen
An dieser Stelle weist die Stadtverwaltung nochmals darauf hin, dass in Gebieten mit überdurchschnittlicher Inzidenz noch nicht vorrangig geimpft werden kann. Der Impfstoff dazu fehlt. Wenn Impfstoff zur Verfügung steht, wird die Stadt mit dezentralen Impfteams und der Unterstützung durch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren vor Ort Sonderimpfaktionen durchführen. Die dazu nötigen Vorbereitungen werden derzeit getroffen.