Wettbewerb Viktoriakarree: Mehrheitsempfehlung lässt vom Viertel auch nicht viel übrig

Zum Ergebnis der Empfehlungskommission hinsichtlich der zukünftigen Gestaltung des Viktoriakarrees erklärt Holger Schmidt, Mitglieder der Kommission und planungspolitischer Sprecher der Linksfraktion Bonn:

Wettbewerb Viktoriakarree: Mehrheitsempfehlung lässt vom Viertel auch nicht viel übrig

Die Empfehlungskommission zur Zukunft des Viktoriakarrees hat eine mehrheitliche Entscheidung getroffen, die vor allem durch das doppelte Stimmgewicht der sieben „Experten“ so eindeutig erscheint. Tatsächlich haben sieben Kommissionsmitglieder für den wesentlich bestandsnäheren Entwurf von Scheuvens & Wachten plus gestimmt und nicht für den nun gekürten Sieger. In einer zweiten Abstimmung stimmten darüber hinaus sechs explizit gegen den jetzigen Siegerentwurf von skt. Die im Generalanzeiger vermeldeten Enthaltungen bezogen sich inhaltlich auf die weich formulierte Empfehlung zum Siegerentwurf, den östlichen Teil des dann zweigeteilten Viktoriakarrees weniger radikal umzugestalten als den westlichen. Dieser Entwurf sieht nämlich vor, das Karree in zwei Blöcke zu teilen und zwischen diesen eine neue Straße zu bauen.
Für den Siegerentwurf haben sich vor allem diejenigen ausgesprochen, die nicht im Viktoriaviertel wohnen, arbeiten oder ausgehen, sondern für die das Viertel Projektionsfläche ihrer Innenstadtvorstellungen ist. Mit einer Ausnahme haben die ViertelvertreterInnen dagegen – einschließlich Herrn Prof. Gisbert Knopp als Stimme für das Stadtmuseum – für Scheuvens & Wachten plädiert, die größeren Freiraum, stärkere kulturelle Nutzung und geringere Eingriffe in den Gebäudebestand vorsahen. Und deren Entwurf im Übrigen auch nicht den Verkauf der städtischen Flächen im Karree erfordert hätte. Die Tendenz war jedenfalls klar, wenn auch nicht jedes Detail dieses Plans überzeugte.
Gewonnen hat jetzt das Konzept mit der in Summe größten Einzelhandelsfläche und in dessen Logik der fast vollständige Abriss des bisherigen Bestands liegt. Ob das im westlichen Teil wie im Entwurf je ein Foodcourt wird oder doch nur eine zusammenhängende Einzelhändlerfläche, wird dann ein Investor entscheiden. Über die neue Querstraße durchs Viertel (Viktoriagasse) werden auch im östlichen Teil noch Lagen dem Einzelhandel erschlossen, die sich wohl recht gut vermarkten lassen. Im ohnehin nicht gut vermarktbaren Rest darf dann laut Entwurf, aber wohl nicht laut Ratsmehrheit, das Stadtmuseum verbleiben.
Planerisch mag der Siegerentwurf das Kaufhaus-Konzept von Signa übertreffen, an der Konsequenz, dass diejenigen, die jetzt dort sind, zukünftig dort nicht mehr sein werden, ändert er wenig bis nichts. Dies Konzept ist nicht die wirkliche Alternative zu Signa, vom Viktoriaviertel würde bzw. wird so nicht viel übrig bleiben. Einer solchen Stadtentwicklungspolitik, die echte Alternativen zur Logik der höheren Verwertung nicht akzeptiert, wird die Linksfraktion nicht zustimmen.

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