Stellungnahme der Bonner Stadtverwaltung zur Beethovenhalle

Die Bonner Beethovenhalle ist im Schwarzbuch 2018/2019 des Bundes der Steuerzahler aufgeführt. Dazu erklärt die Bonner Stadtverwaltung:

Die Darstellung des Bundes der Steuerzahler gibt keinen neuen Sachverhalt wider. Es werden die bereits bekannten Informationen aus den Vorlagen der Stadtverwaltung für die Politik dargestellt, die auch online in den Projektberichten auf den städtischen Internetseiten abrufbar sind.

Die Entscheidung für die denkmalgerechte Instandsetzung und Modernisierung der denkmalgeschützten Beethovenhalle ist 2015 im Rahmen einer sehr differenzierten politischen Diskussion verschiedener Varianten getroffen worden. Neben der gesetzlichen Pflicht zum Erhalt des Denkmals war es eine an der zukünftigen Nutzung ausgerichtete Entscheidung, die Halle auch zu modernisieren und damit für weitere Jahrzehnte zukunftsfähig zu machen. Auch wenn zwischenzeitlich unvermeidliche Mehrkosten eingetreten sind, so steht diesen ein Gegenwert sowohl in der städtischen Bilanz als auch in Form einer multifunktional nutzbaren Beethovenhalle am Rheinufer entgegen.

Wenn man sich zwischen verschiedenen Varianten entscheidet, kann man zu einem späteren Zeitpunkt nur noch die Auswirkungen der verfolgten Variante betrachten. Ob sich eine Alternative besser oder schlechter entwickelt hätte als die umgesetzte Variante, ist von sehr vielen Faktoren und Unsicherheiten abhängig und fällt daher in den Bereich der Spekulation. Auch bei Neubauvorhaben kommt es zu teils erheblichen Kostensteigerungen, und für das Denkmal Beethovenhalle hätte auch trotz einer Entscheidung für einen Neubau eine Lösung gefunden werden und entsprechende Mittel bereitgestellt werden müssen.

Nahezu kein Bauwerk im öffentlichen wie im privaten Bereich wird ohne Zeitziel und damit immanent ohne Zeitdruck erstellt. Die Beethovenhalle stellt hierbei keine Ausnahme dar, es ist aber festzuhalten, dass alle Planungsbeteiligten vor der Entscheidung zur Umsetzung versichert haben, das ursprüngliche Zeitziel sei realistisch umsetzbar und valide in den Projektplan eingeplant.

Gute Konjunktur lässt Baukosten steigen

Die hauptsächlichen Gründe für die gestiegenen Baukosten liegen in der derzeitigen konjunkturellen Lage begründet. Auf die insgesamt über 60 Einzelausschreibungen, die aufgrund der Regelungen des § 97 Absatz 4 GWG erforderlich sind, gehen teilweise keine oder nur ein oder zwei Angebote ein. Da auch den Anbietern die fehlende Konkurrenzsituation aufgrund der allseits vollen Auftragsbücher bekannt ist, fallen die Angebotspreise derzeit deutlich über den errechneten Kosten aus. Möchte man keinen Baustopp und damit Mehrkosten auslösen, sind gewisse Überschreitungen der errechneten Kosten unvermeidlich hinzunehmen.

Entscheidet man sich dafür, eine Ausschreibung aufgrund der fehlenden Wirtschaftlichkeit durch deutlich überteuerte Angebotspreise aufzuheben, entsteht dadurch ein unvermeidlicher Zeitverzug, in dem nicht konstruktiv am Projekterfolg in diesem Teilsegment weiter gearbeitet werden kann. Da die Arbeiten sich in einem so komplexen Bauwerk aber gegenseitig bedingen und zeitlich perfekt aufeinander abgestimmt werden müssen, führt der Ausfall oder die Verzögerung eines Gewerkes sofort zu Verzögerungen und damit Mehrkosten bei nachfolgenden Gewerken, die auf die Vorarbeiten angewiesen sind. Auch dadurch entstehen neue Zeitverzüge und Kostensteigerungen.

Die beschriebenen Mechanismen sind bei der denkmalgerechten Instandsetzung und Modernisierung der Beethovenhalle mehrfach aufgetreten und haben sich in ihrem Effekt dadurch gegenseitig verstärkt.

Schwierigkeiten mit dem Untergrund

Hinzu kommt, dass vor ca. einem Jahr im Bereich der notwendigen Tiefbaumaßnahmen an zwei Stellen Schwierigkeiten bei der Kampfmittelsondierung aufgetreten sind, weil der Untergrund nicht zweifelsfrei mit konventionellen Methoden sondiert werden konnte. Das dann zu beauftragende neue Verfahren hat deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen, als dies eingeplant war und hat dadurch die nachfolgenden Arbeiten deutlich verzögert.

Darüber hinaus war der Untergrund unter der Halle nicht so, wie er in den Bestandsplänen verzeichnet war. Trotz sorgfältiger Voruntersuchungen und Probebohrungen dort, wo dies ohne Eingriff in den Betrieb der Halle möglich war, wurden raumgroße Hohlräume unter der Halle entdeckt, wodurch Teile der Halle zeitweise aus Gründen der Statik sicherheitshalber gesperrt werden mussten und Arbeiten nur unter permanenter Begleitung durch einen Statiker sukzessive erfolgen. Die aufgefundenen Hohlräume mussten zunächst sondiert und dann verfüllt werden, wodurch ein entsprechender Zeitverzug und Mehrkosten für nicht eingeplante Maßnahmen und Verzögerungen bei Folgegewerken entstanden sind.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan: „Die entstandenen Mehrkosten sind für alle Beteiligten hochgradig ärgerlich. Das Projektteam unternimmt jegliche Anstrengungen, um Mehrkostenanmeldungen kritisch zu prüfen und auf das notwendige Mindestmaß zu reduzieren. Aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen und unserem heutigen Kenntnisstand mit der Beethovenhalle werden wir bei künftigen Großprojekten darauf achten, dass genügend Zeit für die Vorbereitung und Realisierung der jeweiligen Baumaßnahme eingeplant wird.“

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