Die Bundesstadt Bonn befürwortet die von Bund und Ländern erwartungsgemäß beschlossene Verlängerung des Corona-Lockdowns und die Verschärfung der Kontaktbeschränkungen bis vorerst 31. Januar 2021.
Die zwischenzeitlich deutlich positive Entwicklung bei den Covid-19-Infektionszahlen in Bonn darf nicht durch zu schnelle Lockerungen gefährdet werden. „Seit einigen Tagen geht es leider auch in Bonn wieder aufwärts, wenn auch in sehr kleinen Schritten. Der Inzidenzwert ist noch nicht aussagekräftig“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner bei einem Pressegespräch am Donnerstag, 7. Januar 2021. Erst in einigen Tagen werde erkennbar sein, ob die Trendwende geschafft ist oder ob die gelockerten Feiertagsregeln doch wieder mehr Infektionen zur Folge haben.
Im Dezember hatte die Stadt aufgrund des damaligen Inzidenzwertes von über 200 zusätzliche Schutzmaßnahmen über eine Allgemeinverfügung veranlasst bzw. verlängert. Diese werden bis 31. Januar gelten. Dazu zählt die Maskenpflicht in den Fußgängerzonen und Haupteinkaufsstraßen sowie die Regelung zur automatischen Quarantäne für Personen, die erfahren, dass sie mit einem positiv getesteten Menschen in Kontakt waren.
Appell der Oberbürgermeisterin
Das öffentliche Leben bleibt heruntergefahren, ab 11. Januar dürfen sich Personen eines Haushalts mit maximal einer weiteren Person eines zweiten Hausstandes treffen. „Ich appelliere an alle Bonnerinnen und Bonner, die Kontakte auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Unser aller Ziel bleibt es, die Infektionszahlen deutlich zu reduzieren“, so die Oberbürgermeisterin weiter. „Dies kann nur gelingen, wenn wir uns weiterhin zurücknehmen und einschränken. Denn dann besteht Hoffnung, dass wir in den nächsten Monaten – auch durch die Corona-Impfungen und damit steigende Immunisierung – allmählich zu einem Leben zurückkehren können, das wir als normal empfinden.“
Schulen und Kitas
Die NRW-Landesregierung hat entschieden, dass es ab der kommenden Woche bis mindestens 31. Januar Distanzunterricht an allen Schulen und Schulformen geben wird. Für die Kinder der ersten bis zur sechsten Stufe (an Förderschulen über Klasse sechs hinaus) soll es ein Betreuungsangebot geben, das sich an den Bedürfnissen der Eltern orientiert. „Dieser Schritt war aus meiner Sicht überfällig. Was die Umsetzung angeht, sind noch viele Fragen offen“, sagt OB Katja Dörner.
In den Kindertagesstätten gibt es einen eingeschränkten Betrieb: Die Kinder werden in festen Gruppen betreut, die jeweils vereinbarte Betreuungszeit kann um 10 Stunden pro Woche gekürzt werden. Sowohl Erziehungspersonal als auch Lehrkräfte können sich bis Ostern bis zu sechsmal kostenfrei auf das Coronavirus testen lassen.
„Ich hätte mir auch für die Kindergärten eine klare Regelung gewünscht, verbunden mit einer Notbetreuung, die sich an den Bedürfnissen der Eltern orientiert. Es muss auch sichergestellt werden, dass wir jetzt eine klare Regelung zur Erstattung der Elternbeiträge unter Beteiligung des Landes bekommen“, macht die Bonner Oberbürgermeisterin deutlich.
Sie hält es für problematisch, dass die Eltern entscheiden müssen, ob sie ihre Kinder in die Einrichtungen geben. „Hier wäre eine klare Regelung auch mit Blick auf die Arbeitgeber hilfreich. Wir werden abwarten müssen, ob die Appelle ausreichen. Angesichts der Direktive der Landesregierung bleibt auch mir heute nur der erneute Appell an die Eltern, ihre Kinder möglichst zuhause zu betreuen. Und ich wiederhole meine Bitte an die Arbeitgebenden in Bonn, Eltern größtmögliche Flexibilität einzuräumen. Wir als Stadtverwaltung tun dies auf jeden Fall.“
Die Stadt Bonn wird, so Carolin Krause, Dezernentin für Jugend, Familie, Schule und Soziales, die Regelungen des Landes für die Kitas auch auf die Tagespflegepersonen anwenden. Nach Einschätzung Krauses wird es für die Schulen und die Träger der Kindertageseinrichtungen zunächst schwierig, die Betreuung zu organisieren, da derzeit nicht klar sei, wie viele Kinder betreut werden müssen.
Impfungen
Die Stadt Bonn wünscht sich ein höheres Tempo bei den Impfungen gegen das Corona-Virus in den Senioreneinrichtungen. Hier sind Land und Kassenärztliche Vereinigung in der Pflicht, für einen reibungslosen Ablauf und eine schnelle Umsetzung zu sorgen. „Ich habe allerdings auch Verständnis, dass sich die Strukturen der Landesregierung, die ja gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung das Impfen organisiert, angesichts dieser gigantischen Aufgabe erst einspielen müssen“, erklärt die Oberbürgermeisterin. Die Stadt unterstützt den Wunsch der Krankenhäuser, ihr Personal auf den Intensivstationen jetzt impfen zu lassen und damit kurzfristig mit in den Impfprozess einbezogen zu werden.
Nach Informationen der Stadt wurden bis 2. Januar insgesamt 525 Menschen in fünf Senioreneinrichtungen geimpft. „Kurzfristig verfügbare Restimpfdosen werden unter anderem für die Impfung von Rettungsdienstpersonal genutzt. Bisher ist dies in sechs Fällen erfolgt“, berichtete Jochen Stein, Leiter von Feuerwehr und Rettungsdienst. Die nächsten Impfungen sind für den 8. und 9. Januar vorgesehen. In den kommenden Tagen sind auch die städtischen Seniorenheime an der Reihe.
Spätestens in der dritten Kalenderwoche soll es einen Brief des Landes und der Stadt an alle Menschen über 80 Jahren in Bonn geben, der über die Impfung und deren Ablauf informieren wird. Das Impfzentrum im World Conference Center Bonn wird voraussichtlich Anfang Februar seinen Betrieb aufnehmen.
Die aktuellen Zahlen
Am Donnerstag, 6. Januar 2021, liegt der Corona-Inzidenzwert für Bonn bei 132,73 bezogen auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. In den vergangenen sieben Tagen wurden 438 Neuinfektionen gemeldet.
Das Gesundheitsamt der Stadt Bonn verzeichnet seit 28. Februar 2020 insgesamt 7424 bestätigte Covid-19-Infektionen. Von diesen sind 6806 Personen wieder genesen, 529 akut infiziert und 89 Menschen in Zusammenhang mit dem Corona-Virus. Bei dem 88. Und 89. Todesfall handelt es sich um zwei Seniorinnen, Jahrgang 1929 und 1932; es ist der Stadt nicht bekannt, ob es Vorerkrankungen gegeben hat. 977 Bonnerinnen und Bonner befinden sich derzeit in Quarantäne.
Mit Stand von Mittwoch, 6. Januar 2021, liegen in den Bonner Krankenhäusern zurzeit 178 Menschen aus Bonn und dem Umland, die an Covid-19 erkrankt sind. 133 Patienten werden auf Normalstationen betreut, 45 Personen liegen auf Intensivstationen, 32 von ihnen müssen beatmet werden.
Kontrollen in den vergangenen Wochen
Für den Zeitraum 16. Dezember 2020 bis 6. Januar 2021 war der Stadtordnungsdienst insgesamt in 740 Einsätzen unter dem Thema Gesundheitsschutz. 313 Anzeigen wegen Verstößen gegen die Coronaschutzverordnung wurden geschrieben, der überwiegende Teil, weil gegen die Personenansammlung verstoßen wurde, 82 Anzeigen wegen des Verstoßes gegen die Maskenpflicht und zwölf Anzeigen wegen des Verstoßes gegen die Quarantäneauflagen.
Da es wiederholt Beschwerden über Sportplatznutzungen gibt, erinnert die Stadt Bonn daran, dass alle Sportanlagen gesperrt sind, auch für den Individualsport.