Jetzt in Bonn: Medizinisch versorgt auch ohne Versicherung – Modellprojekt beschlossen

Gemeinsam mit dem Verein „Anonymer Krankenschein Bonn“ startet die Stadt Bonn ein dreijähriges Modellprojekt, welches auch für Menschen ohne Krankenversicherung eine Gesundheitsversorgung garantiert. Den entsprechenden Beschluss fasste der Rat nun in seiner jüngsten Sitzung.

Der Vorschlag für das Modellprojekt geht zurück auf einen Bürgerantrag des Vereins „Anonymer Krankenschein Bonn“. Gemeinsam mit diesem hat das Amt für Soziales und Wohnen ein Konzept erarbeitet. In Bonn haben schätzungsweise 5.000 Personen keinen Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Dies betrifft vor allem Menschen ohne Papiere oder Obdachlose sowie Menschen ohne Krankenversicherung beziehungsweise eingeschränktem Leistungsanspruch, weil sie Beitragsschulden haben. Auch erwerbslose Bürger*innen aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind häufig betroffen.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner begrüßt den jetzt gefasst Beschluss ausdrücklich: „Die Menschen, die aus verschiedenen Gründen von einer angemessenen Gesundheitsversorgung ausgeschlossen sind oder nur sehr begrenzten Zugang haben, wollen wir nicht allein lassen. Denn der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist ein Menschenrecht. Mit dem Modellprojekt, das jetzt auf den Weg gebracht wird, können wir diese Menschen bestmöglich unterstützen.“

Oberstes Ziel des Modellprojektes ist es, den Betroffenen wieder Zugang zur regulären Gesundheitsversorgung zu verschaffen. Daher soll eine Anlaufstelle aufgebaut werden, in der alle Menschen ohne beziehungsweise mit unklarem Krankenversicherungsstatus Unterstützung finden können, um bestehende Ansprüche einzulösen. In der Anlaufstelle arbeiten Fachkräfte aus den Bereichen Medizin, Sozialarbeit, Sozialversicherung und Verwaltung zusammen, um die Lebensumstände und Problemlagen der Betroffenen bestmöglich zu erfassen und individuelle Hilfe zu leisten.

Sollten Leistungsansprüche nicht oder aus medizinischer Sicht nicht rechtzeitig einlösbar sein, wird ein anonymer Krankenschein ausgestellt. Diesen können Patient*innen in der behandelnden Praxis vorlegen, die wiederum die erbrachte medizinische Leistung mit dem Verein abrechnet.

Das Modellprojekt wird zunächst drei Jahre laufen. Insgesamt stehen 735.000 Euro zur Verfügung.

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