Hirschbrunft an der Waldau: Naturerlebnis am Wildgehege

Während der Brunft versucht der Platzhirsch mit seinem mächtigen Geweih zu imponieren. Mit etwas Glück hört man auch das tiefe Röhren der Tiere. ©Sascha Engst/Bundesstadt Bonn
Während der Brunft versucht der Platzhirsch mit seinem mächtigen Geweih zu imponieren. Mit etwas Glück hört man auch das tiefe Röhren der Tiere. ©Sascha Engst/Bundesstadt Bonn

Im Wildgehege an der Waldau hat die Hirschbrunft begonnen – ein beeindruckendes Naturschauspiel, das jedes Jahr viele Besuchende anzieht. Während dieser Zeit buhlen die männlichen Tiere mit lautem Röhren und imposanten Imponiergehabe um die Gunst der weiblichen Tiere.

Die Paarungszeit beginnt, wenn die Nächte kalt werden und die Temperaturen auch tagsüber sinken. Mithilfe von tiefen, langgezogenen Rufen möchten der Platzhirsch und seine Nebenbuhler Eindruck bei den weiblichen Tieren machen. Das Röhren ist vom Venusberg aus weit zu hören. Während dieser Zeit frisst der Platzhirsch nur sehr wenig und verliert etliche Kilo Körpergewicht – schließlich ist er rund um die Uhr damit beschäftigt, die Hirschkühe für sich zu gewinnen und sich bei Bereitschaft mit ihnen zu paaren.

Neben den Paarungsrufen versucht der Hirsch, den weiblichen Rudelmitgliedern mit seinem stattlichen Geweih zu imponieren und scharrt mit den Vorderhufen. Bei einer Begegnung zwischen männlichen Rivalen drohen sich die Tiere und versuchen, Eindruck zu schinden. Ernsthafte Kämpfe gleichstarker Gegner sind die Ausnahme. Das Aufeinanderprallen und das Schieben der Geweihe dienen dem Kräftemessen und nicht dazu, den Rivalen zu verletzen.

Bei einem Pressetermin informierte Stadtförsterin Angelika Dauermann rund um das Thema Hirschbrunft. ©Sascha Engst/Bundesstadt Bonn
Bei einem Pressetermin informierte Stadtförsterin Angelika Dauermann rund um das Thema Hirschbrunft. ©Sascha Engst/Bundesstadt Bonn

Kein Grund zur Sorge: Blutspuren am Geweih sind harmlos

Über ein häufiges Missverständnis klärt Stadtförsterin Angelika Dauermann auf: Vor allem im Spätsommer melden sich immer wieder besorgte Bürger*innen bei der Stadtförsterei, weil sie Blutspuren am Damwild entdecken. Dabei handelt es sich meist um völlig harmlose Erscheinungen, die beim Wachstum des Geweihs entstehen.

„Das Geweih der männlichen Tiere wächst jedes Jahr vor der Brunft neu und ist zunächst von einer durchbluteten Haut, dem sogenannten Bast, überzogen“, erklärt Angelika Dauermann. „Durch das Wachstum beginnt die Haut zu scheuern und die Tiere reiben ihr Geweih an Ästen, um sie zu entfernen. Dabei kann es zu kleinen Verletzungen kommen, die bluten – das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge“, so die Stadtförsterin.

Schäden im Wald: Herausforderungen durch freilebendes Damwild

Die Hirsche im Gehege beginnen erfahrungsgemäß etwas früher mit der Brunft als ihre freilebenden Artgenossen im Kottenforst. Doch gerade in dieser Zeit zieht es auch Damhirsche aus dem Wald zum Wildgatter, wo sie auf der Suche nach Weibchen immer wieder auf den Wegen rund um das Gehege zu sehen sind.

Im Kottenforst gibt es große Bestände an freilebendem Damwild. Für die Stadtförsterei bringt das auch Herausforderungen mit sich: Das Damwild frisst junge Triebe, Knospen, Rinde oder Blätter von Bäumen und die männlichen Tiere verursachen mit ihrem Geweih sogenannte Fege- und Schlagschäden. Beim „Fegen“ reiben die Damhirsche ihr Geweih an jungen Bäumen und Sträuchern, um die für das Wachstum notwendige Bastschicht zu entfernen. „Schlagen“ bezeichnet in diesem Zusammenhang das Reiben und Schlagen des Geweihs an jungen Bäumen zur Reviermarkierung und zum Abbau angestauter Aggressionen. Aus diesem Grund schützt die Stadtförsterei neu gepflanzte Setzlinge im Wald mit Wuchshüllen aus Plastik. Die Mitarbeitenden entfernen die Hüllen, sobald die jungen Bäume widerstandsfähig genug sind.

Brunft dauert bis Ende November

Die Brunft des Rotwilds hat Anfang Oktober begonnen und neigt sich nun bereits dem Ende zu. Beim Damwild hingegen hat die Paarungszeit gerade erst begonnen – bis etwa Ende November können Besuchende am Wildgatter das Verhalten der Tiere beobachten. Im Rotwildgehege leben derzeit vier Hirsche, darunter zwei imposante Tiere mit sogenanntem Zwölfer-Geweih, sowie vier weibliche Tiere und drei Kälber. Beim Damwild sind ein großer „Halbschaufler“, zwei jüngere Hirsche sowie neun weibliche Tiere und acht Jungtiere zu beobachten.

Wer die Tiere im Wildgehege füttern möchte, kann an zwei Automaten artgerechtes Futter kaufen und über eine Futterrutsche ins Gehege geben. Die Stadtförsterei bittet darum, die benutzen Futterbecher in die bereitstehenden Behälter einzuwerfen, damit diese wiederverwendet werden können. Keinesfalls dürfen die Becher in das Gatter geworfen werden.

Weitere Informationen rund um den Bonner Stadtwald sowie das Wildgehege an der Waldau gibt es unter www.bonn.de/stadtwald.