European Energy Award: Bundesstadt Bonn zum fünften Mal ausgezeichnet

Für ihre Energiesparerfolge, Anstrengungen im Klimaschutz und vorbildliche Projekte wurde die Bundesstadt Bonn zum fünften Mal mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichnet. Lothar Schneider, Geschäftsführer der Energie Agentur NRW hat die Auszeichnung am Dienstag, 25. August, in Altenberg im Rheinisch-Bergischen Kreis gemeinsam mit Ilga Schwidder, Geschäftsführerin der Bundesgeschäftsstelle European Energy Award an vier Kommunen und einen Kreis des Regierungsbezirks Köln verliehen.

Neben der Stadt Bonn wurden der Rheinisch-Bergische Kreis und die Städte Aachen, Lohmar und Köln ausgezeichnet. Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller nahm den Preis für die Bundesstadt entgegen. „Über die Auszeichnung freuen wir uns sehr. Sie ist uns Anreiz und Motivation auf dem eingeschlagenen Weg fortzufahren. Die Weichen dazu haben wir vor dem Hintergrund der Ausrufung des Klimanotstands mit zahlreichen handlungsorientierten Beschlüssen in den letzten Monaten gestellt“, so die Bürgermeisterin.

Alle vier Jahre müssen sich die Kommunen und Kreise erneut für den European Energy Award zertifizieren lassen. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass von Routine keine Rede sein kann: Die gesetzlichen Anforderungen steigen, und positiv bewertet werden Maßnahmen nur, wenn sie deutlich über diese Vorgaben hinausgehen.

Zum fünften Mal seit 2003 ist die Stadt Bonn unter den ausgezeichneten Städten dabei. Drei Mal davon holte sie sogar den European Energy Award in Gold, zuletzt im Jahr 2015. In dieser Auszeichnungsrunde erreichte die Stadt Bonn 73,9 Prozent der möglichen Punkte und lag damit nur knapp unter den für eine Gold-Auszeichnung erforderlichen 75 Prozentpunkten.

Punkten konnte die Stadt für die aktuelle Auszeichnung mit ihrem guten Klimaschutzmonitoring, dem Ausbau des Fernwärmenetzes durch die SWB sowie den Beratungsdienstleistungen der Bonner Energie Agentur und der von der Stadt mitfinanzierten Energieberatung der Verbraucherzentrale.

Zwei neue Projekte flossen zudem erstmalig in die Bewertung mit ein: Dazu gehört zum einen die Teilnahme an dem Verbundprojekt „ZURES“ zur Anpassung an den Klimawandel mit Forschungseinrichtungen und anderen Kommunen. Ergebnis war die Erstellung einer Planungshinweiskarte, basierend auf den Ergebnissen einer Klimaanalyse zur Bewertung der bioklimatischen Bedeutung von Freiflächen und Siedlungsräumen. Weitere Pluspunkte brachte außerdem das neu eingerichtete Fahrradverleihsystem der SWB und dessen Einbindung in die ÖPNV-Tarifstruktur.

Beispiele für Klimaschutzaktivitäten der Bundesstadt Bonn
Die Anfänge der Klimaschutzaktivitäten in Bonn reichen zurück bis Mitte der neunziger Jahre. Im Rahmen des Energie- und Klimaschutzkonzepts 1999 wurden erstmals verschärfte Energieeffizienzstandards im Gebäudebereich formuliert und die Pflicht zur Erstellung von Energiekonzepten in der Bauleitplanung und bei städtebaulichen Wettbewerben beschlossen. Im Rahmen dieses Energie- und Klimaschutzkonzepts wurde erstmals auch eine aufwändige Energie- und CO2-Bilanzierung erstellt. Die damals ermittelten Daten bilden heute noch die Grundlage für die jährliche Fortschreibung der aktuellen städtischen CO2-Bilanz.

Unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe in Fukushima bekannte sich der Bonner Rat 2011 mit dem „Masterplan Energiewende und Klimaschutz“ nochmals eindeutig zur kommunalen Verantwortung bei der Begrenzung der Treibhausgasemissionen. Mit einem BMU-geförderten Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept wurden die Möglichkeiten zur weitergehenden Reduzierung der Treibhausgasemissionen aufgezeigt. Mit der Einführung der Leitstelle Klimaschutz wurde die Kompetenz in Klimaschutz- und Klimaanpassung verwaltungsintern gebündelt. 2012 wurde als preisgekröntes Vorzeigeprojekt auf Initiative der Stadt die Bonner Energie Agentur gegründet, die eine unabhängige, kostenlose Erstberatung zum energieeffizienten Bauen und Sanieren anbietet.

Als UNO-Stadt und Sitz des Sekretariats der Klimarahmenkonvention nutzt die Bundesstadt Bonn ihre internationalen Kontakte für Klimaschutzpartnerschaften mit den Städten Cape Coast in Ghana, La Paz in Bolivien und Linares in Chile.

Blick in die Zukunft
2019 beschloss der Rat der Stadt Bonn einen Bürgerantrag, mit dem für Bonn der symbolische Klimanotstand ausgerufen wurde. Als Reaktion auf diesen und einen weiteren Beschluss zur Klimaneutralität bis 2035 wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, um schrittweise eine treibhausgasfreie Energieversorgung zu ermöglichen.

Fünf konkrete Maßnahmen aus diesem Paket und ein aus einem Bürgerantrag beschlossenes umfangreiches Mitwirkungskonzept wurden aktuell auf den Beschlussweg und den Weg in die Haushaltsaufstellung gebracht:

Klimaneutrale Stadtverwaltung 2035
Ausbauinitiative Solares Bonn
Solarverpflichtung im Neubau
Förderprogramm Photovoltaik
Beratungs- und Förderprogramm Begrünung
Konzept zum Mitwirkungsprozess „Bonn 4 Future – Wir fürs Klima“
Hintergrund: Der European Energy Award
Der European Energy Award ist ein Preis für Kommunen und Kreisverwaltungen, der auf einem europaweiten Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsverfahren beruht, mit dem die Energie- und Klimaschutzaktivitäten der Kommune regelmäßig in allen Bereichen nach einem einheitlichen Verfahren erfasst und bewertet, geplant, gesteuert und regelmäßig überprüft werden, um Potenziale der nachhaltigen Energiepolitik und des Klimaschutzes identifizieren und nutzen zu können. Dabei werden alle Maßnahmen, die eine Kommune umsetzt, bilanziert und in einem Punktesystem bewertet. In einem zweiten Schritt werden aus dieser Analyse mögliche neue Maßnahmen geplant, die kurz- bis mittelfristig umgesetzt werden sollen. Erzielt eine Kommune die Hälfte der möglichen Punkte, wird sie mit dem Award ausgezeichnet. Bei Erreichen von 75 Prozent der möglichen Punkte wird der Award in Gold verliehen.

Foto: Auszeichnungsveranstaltung in Altenberg (von links): Lothar Schneider, Geschäftsführer der Energie Agentur NRW, Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller, Joachim Helbig und Wolfgang Faßbender, Leitstelle Klimaschutz der Stadt Bonn, Sabine Schneider, Klima-Netzwerkerin der Energie Agentur NRW im Regierungsbezirk Köln, Ilga Schwidder, Geschäftsführerin eea-Bundesgeschäftsstelle.

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