Bonner Stadtarchiv erwirbt Weltkriegstagebuch

Während des Ersten Weltkrieges schrieb die Poppelsdorferin Maria Anna Kohns, geb. Schäfer, Tagebuch. Sie stammte aus einer alteingesessenen Glaser-Familie. Kohns war bei Kriegsausbruch 31 Jahre alt und seit fünf Jahren mit dem aus Neuwied stammenden Steinhauer Eugen verheiratet. Dieses Tagebuch hat nun das Stadtarchiv der Stadt Bonn erworben.
Das Tagebuch berichtet über die immer schwieriger werdende Versorgungslage, die Stimmung in der Bevölkerung und zeigt die Schwankungen zwischen Siegesgewissheit und Niedergeschlagenheit. Thematisiert werden Familienangelegenheiten, Sorgen um Angehörige, aber auch Klima- und Wetterbeobachtungen. Die Niederschrift enthält zudem zeitgeschichtlich wertvolle Aufstellungen beispielsweise über Lebensmittelpreise.

Das Tagebuch setzt ein mit dem 1. August 1914 mit den Worten: „Krieg!!! Wie ist es möglich, u. doch ist es wahr. Wer hätte je daran gedacht? Alles ist verändert. Die Stadt Bonn ist nicht mehr zu erkennen, sonst vornehme Ruhe u. Frieden, u. jetzt? Krieg“.

Die Eintragungen enden im Januar 1920, gut ein Jahr nach Kriegsende und zur Zeit der Besatzung: „Die Engländer ziehen ab, wir bekommen Franzosen. … Franzosen sind da. Aber was sind die arm u. hungrich. Gerade wie wir.“

Bei dem Tagebuch, dem Anna Kohns ihre Gedanken an der sogenannten Heimatfront anvertraute, handelt es sich um eine kleine Kladde im Format 17 x 10 Zentimeter, die in den 1960er Jahren bei einem Einbruch verschwand und Jahre später von einem Heimatforscher in Essen entdeckt wurde.

Das Tagebuch kann zu den Öffnungszeiten des Stadtarchivs, montags und donnerstags von 10 bis 18 Uhr, dienstags und mittwochs von 10 bis 16 Uhr und freitags und samstags von 10 bis 13 Uhr, digital eingesehen werden.

Infos zum Stadtarchiv gibt es unter www.bonn.de/stadtarchiv.

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