Bonner Müllverwertungsanlage bundesweiter Vorreiter

Die Geschäftsführung der Bonner Müllverwertungsanlage (MVA Bonn) hat gemeinsam mit Vertretern des Aufsichtsrates auf der Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz (BAEK) in Berlin das Bonner Zukunftsentwicklungsprogramm zur Begegnung von Generationenwechsel und Digitalisierung vorgestellt. Die Konferenz ist mit rund 500 Fach- und Führungskräften aus allen Bereichen der Abfall- und Energiewirtschaft die größte deutsche Fachtagung.

Unternehmen haben es selbst in der Hand
Der Fachkräftemangel ist nach Auffassung des MVA-Geschäftsführers Manfred Becker häufig ein hausgemachtes Problem. „Unternehmen, die sich auf ihre Stärken besinnen und offen für Veränderungen sind, haben es häufig selbst in der Hand, die Herausforderungen an die Digitalisierung und den Generationenwechsel erfolgreich zu bestehen“, erklärte er in Berlin vor zahlreichen Experten.

Für ihre Strategie zur Lösung des Generationenwechsels erhielt die Bonner Delegation von den Fachkundigen große Anerkennung. Doch nicht nur in den Maßnahmen der Organisationsentwicklung ist die MVA Bonn Vorreiter; auch die enge Zusammenarbeit der operativen Geschäftsführung und des Aufsichtsrats lädt die Branche zur Nachahmung ein. Aufsichtsratsvorsitzender Christian Gold (CDU), Aufsichtsratsmitglied Prof. Dr. Wilfried Löbach (FDP) und MVA-Geschäftsführer Manfred Becker berichteten während ihrer Vorträge über ihre Erfahrungen und die erreichten Ziele. „Die Zeiten, in denen der Aufsichtsrat einfach nur alles abnickt, sind längst vorbei. Der Aufsichtsrat sollte als geschlossenes Gremium Motor für Veränderungen sein“, so Christian Gold.

Kommunale Effizienz ist machbar
In diesem Jahr führten die Bonner gemeinsam mit dem Wirtschaftspsychologen Jörg Wirtgen von WM Consult aus Berlin erstmals das Format „Aufsichtsräte in kommunalen Unternehmen“ auf der größten deutschen Fachmesse ein. Wirtgen ist Gründer und Geschäftsführer einer Managementberatung mit Fokus auf Energiethemen. Er ist davon überzeugt, dass kommunale Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt 4.0 ökonomisch erfolgreich sein können. „Wenn wir in den Unternehmen einen kulturellen Wandel hin zur Digitalisierung leben, ist kommunale Effizienz machbar“, so Wirtgen.

Nach Angaben des AR-Vorsitzenden Gold werde in den nächsten zehn Jahren ein großer Anteil an Führungskräften im Stadtwerkekonzern und der MVA in den Ruhestand gehen. Manfred Becker fordert ein Umdenken in seiner Branche: „Als Versammlung grauhaariger alter Herren wird ein radikaler Wandel nicht möglich sein“. Insbesondere die junge Generation verkörpert ein gestiegenes Umweltbewusstsein, aus dem hervorragende Chancen resultieren, „das miserable Image der Abfallbranche“ ins Positive umzukehren.

„Es geht nicht nur darum, der Öffentlichkeit das Potenzial an modernen Berufsbildern im Umweltschutz zu zeigen, sondern auch um die Tatsache, dass thermische Abfallbehandlungsanlagen eine Übergangstechnologie sind, die gerade in einem generellen Optimierungsprozess steckt. Das Ziel ist die Senkung des gesellschaftlichen Abfallaufkommens und des CO2-Verbrauch. Zero Waste und Zero Emission sind Meilensteine, die unsere Gesellschaft aber noch erreichen müssen – und so lange bietet unsere Branche eine umweltfreundliche Interimslösung“, stellte Becker seinen Standpunkt dar.

Abfallbranche mit enormem Potenzial
Mit Applaus reagierten die Experten im Publikum auf Beckers Vorstellungen zum Thema Generationswechsel. „Das Ergebnis einer Umfrage von PricewaterhouseCoopers International (PwC) zeigt, dass nur 7 Prozent der jungen Leute eine führende Position anstreben. Das ist besorgniserregend. Es zeigt, dass wir neben der Klima- und Mobilitätswende ein weiteres Feld zu beackern haben, um Führungskräfte zu akquirieren.

Qualifizierte Nachwuchskräfte werden wir nur finden, wenn wir jungen Menschen zeigen, dass die Abfallbranche ein enormes Potenzial bietet. Für die eigene Weiterentwicklung, wie auch für eine intakte Umwelt. Mit flachen Hierarchien und individuellen Benefits wird uns die Nachfolgeplanung gelingen und sogar Spaß machen. Bei uns lernen erfahrene Mitarbeitende neue Skills von den Nachwuchskräften und erhalten Erfahrungen und Wissen aus erster Hand zurück. Eine Win-Win-Situation für alle“, so Becker.

Flexibel reagieren
Der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Gold appellierte in seinem Vortrag zum „Aufsichtsrat der Zukunft“ an die Vertreter kommunaler Unternehmen. „Wir müssen flexibel auf die Anforderungen reagieren! Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass WhatsApp der großen Telekom Konkurrent werden würde? Wer hat geahnt, dass die Schwarz-Gruppe in Neckarsulm in die Abfallwirtschaft investiert?“, fragte Gold in die Runde.

Genau deswegen wird in den regelmäßigen internen Workshops von MVA-Führungskräften und Aufsichtsratsmitgliedern über neue Geschäftsmodelle nachgedacht. „Allen Verantwortlichen ist klar, dass die künftigen Aufgaben immer komplexer werden. Es reicht nicht mehr aus, sich aufs Kerngeschäft zu beschränken. Aber genau in diesen Herausforderungen liegen unsere Chancen,“ verdeutlicht Christian Gold.

AR-Mitglied Prof. Dr. Wilfried Löbach, wies darauf hin, dass bei aller aktiven Mitwirkung sich der Aufsichtsrat auch künftig nicht ins operative Geschäft einmischen werde, wohl aber dazu beitrage, ein Meinungsbild zu schaffen. Die Aufgabe des Aufsichtsrates ist es, als Visionär neue Ideen mit zu entwickeln. Das Besondere am Aufsichtsrat der MVA: „Es werden einstimmigen Entscheidungen angestrebt, das trägt dazu bei, Akzeptanz zu schaffen. Damit dem der Aufsichtsrat der MVA Bonn seit Jahren eindrucksvoll Engagement und Kompromissbereitschaft beweist“, beendet der Vorsitzende Christian Gold seine Präsentation.

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