Beethovenhalle wird voraussichtlich Mitte 2020 fertig

Die denkmalgerechte Instandsetzung und Modernisierung der Beethovenhalle ist ins Stocken geraten. Der bisherige Zeitplan wird nicht zu halten sein. Wie aus dem aktuellen Gesamtterminplan hervorgeht, wird eine Nutzbarkeit der Beethovenhalle voraussichtlich erst im Jahr 2020 gegeben sein. Gründe sind vor allem Probleme mit der Statik des Gebäudekomplexes und gravierende Schwierigkeiten mit dem Baugrund.

Schwierigkeiten mit Statik und Baugrund

Die zeitlichen Verzögerungen gehen auf verschiedene Faktoren zurück. Zum einen ist die Bausubstanz der 1959 eröffneten Beethovenhalle nicht so gut wie erwartet; dies führt zu Problemen bei der Statik und zu zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen. Zum anderen gibt es gravierende Schwierigkeiten im Baugrund. Sowohl bei der Kampfmittelsondierung und bei Ausschachtungsarbeiten rund um die bestehende Mauersubstanz als auch bei der Erstellung von Bodenkanälen und Wanddurchbrüchen im Bestand sind die beauftragten Fachfirmen auf fragile Bausubstanz und bisher nicht näher identifizierbare Objekte im tieferen Erdreich gestoßen, die weitere Untersuchungen und z.T. spezielle Verfahren erforderlich machen.

Beethovenfest und Beethoven-Jubiläum 2020 mit Ausweichspielstätten

Durch den aktuellen Gesamtterminplan ist klar: Die Beethovenhalle wird für das Beethovenfest 2019 nicht zur Verfügung stehen. Möglicherweise wird auch ein Teil der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens von Dezember 2019 bis Dezember 2020 nicht in der Beethovenhalle stattfinden können. Deshalb wird es jetzt Gespräche geben, inwieweit andere Veranstaltungsstätten als Alternativen in Fragen kommen. „Auch wenn die Beethovenhalle möglicherweise nicht die Spielstätte für die Eröffnung des Jubiläumsjahres sein wird, so erhält die Stadt Bonn am Ende dennoch eine akustisch hochwertige Veranstaltungshalle und einen multifunktionalen Kammermusiksaal, der gleichzeitig die neue Heimstätte des Beethoven-Orchesters werden wird“, betont Stadtdirektor Wolfgang Fuchs.

Die Intendantin des Beethovenfestes, Nike Wagner, Generalmusikdirektor Dirk Kaftan, der künstlerische Geschäftsführer der Beethoven-Jubiläums-GmbH, Christian Lorenz, Generalintendant Bernhard Helmich und Malte Boecker, Direktor des Beethovenhauses, waren am Mittwochnachmittag (14. Februar) offiziell von der Stadt informiert worden. In einem gemeinsamen Statement teilten sie mit: „Das ist natürlich keine Nachricht, über die wir uns freuen können. Wir müssen jetzt die konkreten Auswirkungen auf unsere jeweiligen Planungen prüfen und dann mit vereinten Kräften einen Plan B entwickeln. Weite Teile des Jubiläumsprogramms sind allerdings nicht an die Beethovenhalle gebunden, sodass die Strahlkraft des Ereignisses insgesamt nicht in Frage steht.“ Oberbürgermeister Ashok Sridharan wird die Beteiligten jetzt kurzfristig zu einem Termin einladen, um die Alternativen zu besprechen.

Nike Wagner ergänzt: „Die Entwicklungen auf der Baustelle der Beethovenhalle stellen uns vor Herausforderungen. Dankbar bin ich dem Oberbürgermeister und der BonnCC dafür, dass vorsorglich das WCCB für das Beethovenfest 2019 frei gehalten wurde und die Vorbereitungen dafür uneingeschränkt weiter laufen können. Für unsere Programmplanungen 2020 werden wir uns in der kommenden Woche mit Bernhard Helmich und Dirk Kaftan über die Möglichkeiten zur Nutzung der Oper absprechen und parallel nach alternativen Räumen suchen. Eine grundsätzliche Gefahr für unsere Planungen kann ich nicht erkennen.“

Für die Beethoven Jubiläums-Gesellschaft sagte Christian Lorenz: „Unsere Planungen sind auf das Jubiläumsjahr Mitte Dezember 2019 bis 17. Dezember 2020 ausgerichtet. Ihre Eigenprojekte fokussieren auf Breitenwirkung, Strahlkraft und Innovation und sind in weiten Teilen nicht an den Veranstaltungsort Beethovenhalle gebunden. Insoweit stellt die jetzt bekannt gewordene Verzögerung der Fertigstellung der städtischen Beethovenhalle unsere Planungen nicht grundsätzlich in Frage. Unserem Koordinationsauftrag kommen wir nach, indem wir gemeinsam mit den städtischen Einrichtungen einen Plan B entwickeln und all unsere Partner und Antragsteller nach Kräften in der neuen, heiklen Situation unterstützen.“

Mängel an der Bausubstanz

Zum Teil auftretende Risse in den Bestandswänden während laufender Gründungsarbeiten habe die Sperrung einzelner Baubereiche in verschiedenen Bauteilen erforderlich gemacht. Seitens des beauftragten Statik-Büros wurden z.T. erhebliche Mängel an der Bausubstanz festgestellt, wodurch die Standsicherheit einzelner Bereiche nicht mehr gewährleistet war. In den gesperrten Bereichen ruhen die Arbeiten. Die zuständigen Fachplaner und die beauftragten Baugrundsachverständigen befinden sich in laufenden Abstimmungen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Standsicherheit und Tragfähigkeit wiederherzustellen.

Dazu Projektleiter Stadtdirektor Wolfgang Fuchs: „Diese Entwicklung war so nicht zu erwarten und hätte auch nicht im Vorfeld erkannt werden können. Wir haben daher von Anfang an betont, dass der Faktor Unvorhersehbares in diesem speziellen Projekt eine große Gefahr darstellt. Das Bauen im Bestand einer 60 Jahre alten Halle, die bis zu Beginn der Arbeiten täglich intensiv genutzt wurde, hat von Anfang an die Planung erschwert.“

Die jetzt notwendigen Maßnahmen haben Auswirkungen auf eine Vielzahl nachfolgender Gewerke, welche nur verzögert ihre Arbeit werden aufnehmen können. „Der Gesamtterminplan wird dadurch erheblich beeinflusst“, so der Stadtdirektor weiter. „Nach den derzeitigen Erkenntnissen wird eine Betriebsbereitschaft erst im Jahr 2020 hergestellt sein können. Wir arbeiten mit Hochdruck daran alle Varianten zur Terminoptimierung zu beleuchten, um eine frühere Fertigstellung zu erzielen. Für den problematischen Untergrund der Beethovenhalle wird es sicherlich Lösungen geben, aber sie werden Zeit kosten, die nur schwer oder vielleicht gar nicht mehr aufzuholen ist.“ Gleichwohl werde mit allem Nachdruck darauf hin gearbeitet, die Halle so schnell wie möglich nutzbar zu machen. Gespräche darüber finden Anfang kommender Woche mit dem Planungsbüro statt.

Ein weiteres Problem sind die zum Teil schleppenden Eingänge erforderlicher Planungen, die auf verschiedenen Ursachen zurückzuführen sind. Hier befinden sich Projektleitung und Städtisches Gebäudemanagement (SGB) im intensiven Austausch mit dem zuständigen Planungsbüro, dem Projektsteuerer sowie den relevanten Fachfirmen, um den hieraus resultierenden Terminverzug schnellstmöglich zu kompensieren. Diese Schwierigkeiten bei der Planung werden allerdings überlagert von den neuesten Entwicklungen und Erkenntnissen auf der Baustelle.

Konstruktive Zusammenarbeit und ein gemeinsames Ziel

Für die Stadtverwaltung steht weiterhin die konstruktive Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten im Vordergrund. „Dies führt nach unserer Überzeugung eher zum Terminziel als öffentliche Schuldzuweisungen“, so Fuchs. Und weiter: „Wir als Bauherr machen aber auch unmissverständlich klar, dass wir die Sicherung unserer Ansprüche keinesfalls vernachlässigen! Es kommt darauf an, ein partnerschaftliches Störungsmanagement zu etablieren, das primär als Steuerungsinstrument dient, sekundär aber auch eine möglichst eindeutige Klärung von Streitfällen ermöglicht.“

Gesamtkosten werden steigen

Die Verzögerungen werden bei beauftragten Firmen unter anderem zu Nachträgen führen, die sich auf die Projektkosten auswirken werden. Zum jetzigen Zeitpunkt kann noch nicht beziffert werden, in welcher Größenordnung sich die Gesamtkosten des Projekts erhöhen werden. Das vom Rat der Stadt Bonn bewilligte Budget liegt derzeit bei rund 75 Millionen Euro.

1956 Grundstein gelegt, 1959 eröffnet

Der Grundstein für die Bonner Beethovenhalle wurde am 16. März 1956 von Bundespräsident Theodor Heuss gelegt. Sie ist die dritte dieses Namens in Bonn. Die heutige Beethovenhalle wurde von dem Architekten Siegfried Wolske erbaut. Am 8. September 1959 wurde die Halle mit einem Festakt eröffnet. Die Kosten betrugen 9,5 Million Mark. 6,5 Millionen Mark zahlte die Stadt, Bund und Land NRW gaben jeweils eine Million Mark, und eine weitere Million wurde über Spenden akquiriert.

Weitere Informationen gibt es auf den Internetseiten der Stadt Bonn unter www.bonn.de/@beethovenhalle

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