Mehrere Szenarien für Einsparungen im Bonner Kulturbereich ab 2023 vorgestellt

Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Kulturdezernent Martin Schumacher haben am Mittwoch, 7. November 2018, die Ergebnisse einer Untersuchung über Einsparszenarien im Kulturbereich vorgestellt. Mehrere Szenarien sind von einer Unternehmensberatung detailliert mit allen Auswirkungen untersucht worden.

Wie und mit welchen Konsequenzen können ab 2023 zusätzlich weitere 3,5 Millionen Euro im Kulturhaushalt eingespart werden? Dazu legte die actori GmbH nun die Ergebnisse ihrer Untersuchungen vor. „Jedes der Szenarien für sich würde die Bonner Kulturszene erheblich schädigen, das Kulturangebot in unserer Stadt wäre ein deutlich Anderes, ein klar Schlechteres“, sagte Sridharan. „Wir wollen Bonn in den kommenden Jahren gemeinsam mit unseren Partnern beim Land und beim Bund als Geburtsstadt Beethovens und als Ort der nationalen Beethovenpflege profilieren. Daher müssen wir nun prüfen, wie wir diese Einschnitte verhindern können.“

Dass weitere Kürzungen erhebliche Konsequenzen hätten, überrascht den Oberbürgermeister nicht. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die erheblich Kürzungen seit 2002 – insbesondere bei Theater und Orchester – wegen der wegfallenden Hauptstadtförderung: Im Theater sind das seit 2003 rund 17 Millionen Euro, davon 3,8 Millionen Euro während der Intendanz von Dr. Bernhard Helmich. Im Orchester erfolgte seit 2003 ein Stellenabbau von 116 auf 106; die seit 2015 beschlossenen Sparbeiträge – unter anderem ein weiterer Stellenabbau von 106 auf 100 Stellen – führen im Orchester künftig zu Einsparung von rund 700.000 Euro pro Jahr.

Schumacher machte deutlich, dass nach Rücksprache mit dem Land Einsparungen der Stadt bei Theater und Orchester auch Kürzungen der Landesförderung nach sich ziehen würden. „Das Land setzt mit der bis 2022 jährlich steigenden Förderung kommunaler Theater und Orchester ein klares Zeichen zur Stärkung der nordrhein-westfälischen Theater- und Orchesterlandschaft. Wenn die Stadt ihr finanzielles Engagement zurückfährt, muss das Land verständlicherweise auch reagieren.“

In die Überlegungen, wie die in den Szenarien des Gutachtes dargestellten Einschnitte in das Bonner Kulturangebot verhindert werden können, müsse also auch das Land mit einbezogen werden. Die Verwaltung möchte daher vom Rat den Auftrag, bei der Aufstellung des nächsten Doppelhaushalts 2021/2022 für die mittelfristige Finanzplanung des Kulturetats eine förderunschädliche Lösung zu erarbeiten.

Fünf Szenarien und ein Optimierungsvorschlag

Die externe Untersuchung geht zurück auf einen Auftrag des Rates im Rahmen der Verlängerung des Vertrages mit Generalintendant Helmich im Sommer 2016. In einer ersten Stufe wurden über eine Bestandsaufnahme mögliche Einsparpotenziale im Theater verifiziert, die umgesetzt werden können, ohne dass die bisherige Qualität und Quantität von Musiktheater und Schauspiel darunter leiden würden.

In einer unmittelbar anschließenden zweiten Stufe dieser Untersuchung sollten Szenarien für die Zukunft des Bonner Kulturangebots entworfen werden. Dabei sollte die nachhaltige Profilierung Bonns als Beethovenstadt berücksichtigt werden und zusätzlich insgesamt 3,5 Millionen Euro als Einsparungsziel in der mittelfristigen Finanzplanung dargestellt werden. Unter dieser Maßgabe hat actori diese fünf Szenarien entwickelt und hinsichtlich ihrer Auswirkungen untersucht:

Szenario 1: Kürzung Beethovenfest, Reduzierung der Förderung nichtstädtischer Kultureinrichtungen und Optimierungen gemäß Szenario 0 (siehe unten)
– Einsparsumme 2023: 3,2 Millionen Euro

Szenario 2: Breite Kürzungen beim Beethovenfest, den nichtstädtischen Einrichtungen, bei den Angeboten von Schauspiel, Musiktheater und Konzerten, auch verbunden mit einem Personalabbau
– Einsparsummen 2023: 2,4 Millionen Euro, 2027: 3,6 Millionen Euro

Szenario 3: Schließung der Schauspielsparte verbunden mit Personalabbau
– Einsparsummen 2023: 2,7 Millionen Euro, 2033: 5,3 Millionen Euro

Szenario 4: Kürzungen Theater Bonn und Beethoven-Orchester Bonn verbunden mit Stellenabbau
– Einsparsummen 2023: 1,7 Millionen Euro, 2032: 4,8 Millionen Euro

Szenario 5: Kürzung Beethoven-Orchester Bonn verbunden mit Stellenabbau und Integration des BOB in das Theater Bonn
– Einsparsummen 2023: 1,9 Millionen Euro, 2037: 6,0 Millionen Euro.

Bei der Untersuchung der einzelnen Bereiche ist actori auf Optimierungspotenziale gestoßen, die zwar nicht die Einsparvorgabe realisieren, dafür aber auch nicht der weiteren Profilierung Bonns als Beethovenstadt entgegenstehen würden:

Szenario 0: Realisierung von Optimierungseffekten beim Theater Bonn, beim Beethoven-Orchester Bonn und beim Kunstmuseum Bonn
– Einsparsummen 2023: rund 840.000 EUR, 2024: 940.000 EUR

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