Gegen Hitzestress in Städten: Planungshinweiskarte für Bonn

Das Klima verändert sich weltweit. Bei hohen Temperaturen heizen sich die Städte ganz besonders auf. Um für die Zukunft besser gewappnet zu sein und Veränderungen im Klima auch im Städtebau und in den Planungen besser berücksichtigen zu können, hat die Stadt Bonn die so genannte Planungshinweiskarte erstellen lassen. Sie ist ein zentrales Ergebnis des Verbundprojektes ZURES für die Stadt Bonn.
Gemeinsam mit dem Projektpartner GEO-NET Umweltconsulting stellten Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Stadtbaurat Helmut Wiesner am Donnerstag, 10. Oktober 2019, die Planungshinweiskarte vor.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan: „Was große Hitze über längere Zeit in der Stadt bedeutet, konnten wir in Bonn insbesondere in den letzten beiden Jahren erfahren. Mit stadtplanerischen Mitteln kann der Hitzebelastung begegnet werden. Voraussetzung sind qualifizierte Planungsgrundlagen. Mit der heute vorgestellten Planungshinweiskarte haben wir ein solches Instrument in der Hand und damit einen Baustein für eine Anpassung an den Klimawandel.“

Die Planungshinweiskarte stellt für das gesamte Bonner Stadtgebiet die bioklimatische Situation in Siedlungsbereichen, die bioklimatische Bedeutung von Freiflächen sowie Kaltluftleitbahnen und Kaltlufteinwirkbereiche dar. Damit ermöglicht sie qualifizierte Aussagen zur Wärmebelastung während sommerlicher Hochdruckwetterlagen in bebauten Siedlungsbereichen und zur ausgleichenden Wirkung von Grünflächen. Sämtliche Flächen wurden zur Erstellung der Planungshinweiskarte über ein genormtes Schema bewertet und in insgesamt neun verschiedene Kategorien eingeteilt, die mit entsprechenden Planungshinweisen als Empfehlung zur weiteren Entwicklung versehen wurden. Für Siedlungsbereiche mit sehr ungünstiger bioklimatischer Situation schlägt die Planungshinweiskarte beispielsweise Maßnahmen zur verbesserten Durchlüftung, zur Entsiegelung und mehr Bepflanzung vor. Für Grünflächen enthält sie differenzierte Empfehlungen zu baulichen Entwicklungen.

Grundlage der in der Planungshinweiskarte dargestellten Bewertung war die im Sommer 2018 veröffentlichten Klima-Analysekarte. Diese war mittels eines Stadtklimamodells und unter Nutzung der durch die Stadt Bonn bereitgestellten Eingangsdaten (z.B. digitales Geländemodell, 3D-Gebäudemodell, Realnutzungskartierung) ebenfalls durch GEO-NET Umweltconsulting erstellt worden. Die 24-Stunden-Simulation bezieht sich auf eine windstille, sommerliche Hochdruckwetterlage. Die Ergebnisse wurden in zwei Klima-Analysekarten dargestellt – eine für den Tag (14 Uhr, Zeitpunkt höchster Einstrahlung) und eine für die Nacht (4 Uhr, Zeitpunkt größter Abkühlung).

Stadtbaurat Helmut Wiesner: „Die Planungshinweiskarte ermöglicht es uns, qualifizierte und bessere Entscheidungen zu treffen. Man sollte bei der Gestaltung von Gebäuden zum Beispiel durch Dach- und Fassadenbegrünung aber auch durch die Berücksichtigung einer optimierten Ausrichtung dazu beitragen, dass die Aufheizung der Stadt nicht weiter begünstigt wird.“ Dank der vorliegenden hochaufgelösten Klima-Analyse und der Planungshinweiskarte ist es der Verwaltung nun möglich, eine deutlich qualifiziertere Ersteinschätzung zu einzelnen Planungsräumen und Bauvorhaben abzugeben und in Planungsprozesse einfließen zu lassen. Diese Ersteinschätzung wird im Rahmen der Abwägung berücksichtigt und ist somit ein Bestandteil der fachlichen und politischen Entscheidungsfindung.

Die Planungshinweiskarte wird ab dem 11. Oktober 2019 auf www.bonn.de/zures neben weiteren bereits veröffentlichten Projektergebnissen verfügbar sein.

Über ZURES
Seit September 2016 beteiligte sich die Stadt Bonn am Verbundvorhaben ZURES (Zukunftsorientierte Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen als Instrument zur Förderung der Resilienz von Städten und urbanen Infrastrukturen). Nach einer Laufzeit von drei Jahren wurde der Projektpart der Stadt Bonn im August abgeschlossen. Geleitet wurde das Verbundvorhaben von der Universität Stuttgart. Weitere Partner waren die TU Dortmund, die United Nations University, GEO-NET Umweltconsulting, Agl, Hartz und Saad sowie die Stadt Ludwigsburg als weiterer Praxispartner neben Bonn. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

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