Eine Seilbahn in Bonn führt zu einer Verkehrsentlastung

Eine Seilbahn zum Venusberg – und in Verlängerung über den Rhein nach Beuel – ist technisch machbar und führt grundsätzlich zu einer Verkehrsentlastung. Zu diesem Schluss kommt das Gutachter-Team bestehend aus den Unternehmen VSU GmbH, Intraplan Consult GmbH und Ingenieurbüro Sehnal.

Die Experten schlagen für eine Realisierung die so genannte Nordtrasse vor: Sie würde vom Uni-Klinikum auf dem Venusberg über den Hindenburgplatz zum neuen DB-Haltepunkt UN Campus verlaufen und – als Option – in Verlängerung mit einer Zwischenstation in der Rheinaue über den Rhein zum künftigen S-Bahn-Haltepunkt Beuel-Ramersdorf (Schießbergweg) führen.

Stadtbaurat: „Seilbahn im ÖPNV-Verbund sinnvoll“

Die Gutachter haben die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie im Auftrag der Stadt Bonn zusammen mit Vertretern der Stadtverwaltung beim dritten Bürgerdialog am Dienstagabend, 16. Mai, den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt und erläutert. Bonns Stadtbaurat Helmut Wiesner sagte: „Die Machbarkeitsstudie zeigt: Die Seilbahn ist machbar und im bestehenden Verbund des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) sinnvoll. Bereits jetzt wird deutlich, dass die Verkehrsbelastung auf dem Venusberg und an anderen Stellen im Stadtgebiet mit einer Seilbahn merklich reduziert werden könnte. Wenn wir – wie beabsichtigt – eine Förderung des Landes erhalten, wäre die Seilbahn auch betriebswirtschaftlich-finanziell durchaus darstellbar.“

Die noch zu erstellende volkswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Analyse, so der Stadtbaurat weiter, werde weitere Aspekte wie weniger Lärm und Abgase in die Betrachtung einbeziehen. „Das Projekt wird von Seiten der Stadtverwaltung nun weiterhin mit hoher Transparenz und intensiver Einbindung von Politik, Bürgerinnen und Bürgern sowie Betroffenen weiterverfolgt. Wir schaffen gerade die notwendigen Grundlagen für die Entscheidung, welche der Stadtrat am Ende treffen muss.“

Die Nordtrasse

Grundsätzlich weist die Analyse der Umweltaspekte einer Seilbahn auf keine unüberwindbaren Hindernisse hin. Zunächst hatten die Gutachter im Jahr 2016 neun verschiedene Verbindungsoptionen in zwei Korridoren ermittelt und die dafür zu erwartenden Verkehrsmengen und Entlastungseffekte berechnet. Einmal hinauf zum Venusberg und zum anderen die Weiterführung über den Rhein nach Beuel-Ramersdorf. Zwei Verbindungsoptionen – eine nördliche und eine südliche – sind im Anschluss genauer untersucht worden. Da die Nordtrasse die verkehrlich bessere wäre, hat das Experten-Team diese Variante durchgeprüft und mit Kosten hinterlegt.

Für diese Trasse ergibt die Nachfrageberechnung ein Fahrgastpotential zum Venusberg von ungefähr 7000 Fahrgästen pro Tag. Dieses könnte durch weitere Maßnahmen – wie betriebliches Mobilitätsmanagement des Universitätsklinikums sowie eine öffentliche Parkraumbewirtschaftung – auf circa 9400 Fahrgäste täglich gesteigert werden. Durch die Seilbahn würde somit eine Verkehrsentlastung auf der Robert-Koch-Straße von mehr als 8 Prozent beziehungsweise knapp 20 Prozent erreicht werden. Das entspricht 1700 bzw. 4100 Fahrten am Tag.

1-S-Bahn mit 10er Kabinen

Die Gutachter sehen eine so genannte 1-S-Bahn vor. Diese bietet zehn Personen Platz; alle 30 Sekunden könnte eine Kabine fahren. In der Hochlastzeit ist sie mit einer Geschwindigkeit von bis zu 22 Stundenkilometern unterwegs, in der Schwachlastzeit langsamer. Eine 1-S-Bahn ist ausreichend, benötigt den geringsten Raum (eine 22 Meter breite Gesamttrasse) und ist für bis zu 12.000 Fahrgäste pro Tag dimensioniert.

Die Kosten

Die Investitionskosten auf der Seilbahn betragen für den ersten Abschnitt „Bergstation Venusberg – Hindenburgplatz – Talstation am neuen DB-Haltepunkt UN Campus“ 19,5 Millionen Euro. Für den zweiten Abschnitt „UN-Campus – Zwischenstation Rheinaue – Station Ramersdorf“ würden Investitionskosten von 22,3 Millionen Euro anfallen. Die reinen Betriebskosten beziffern sich auf etwa 1,4 Millionen Euro für den ersten und 1,2 Millionen Euro pro Jahr für den zweiten Abschnitt.

Unter Einbeziehung der Investitionskosten sowie von Fahrgelderlösen und ohne Berücksichtigung zusätzlicher noch zu aktivierender Potentiale erzeugt die Seilbahn ein jährliches Defizit in der Größenordnung von einer Million Euro für den ersten Abschnitt bzw. drei Millionen Euro für die Gesamtstrecke. Nach dem ÖPNV-Gesetz NRW wäre eine 90-prozentige Förderung der Baukosten möglich. Dies könnte das Defizit der Gesamtstrecke auf unter eine Million Euro jährlich absenken. Der erste Abschnitt wäre dann wahrscheinlich betriebswitschaftlich sogar ausgeglichen zu betreiben. Darüber hinaus könnten Einsparungen im Busangebot umgesetzt sowie auf Straßenausbauten verzichtet werden.

Reisezeit

Die Reisezeit wird bei einer Gesamt-Trassenlänge von 4,30 Kilometern (Venusberg – Beuel) circa 12 bis 15 Minuten betragen. Die vergleichbare Autostrecke von Beuel auf den Venusberg mit circa 10 Kilometern Länge ist bei einer Reisezeit von durchschnittlich etwa 30 Stundenkilometern außerhalb von Stauzeiten mit circa 20 min. anzusetzen.

Studie ist im Internet abrufbar

Die Bewertung und Diskussion der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie werden im vierten Bürgerdialog am Donnerstag, 22. Juni 2017, erfolgen. Veranstaltungsort und Uhrzeit werden rechtzeitig bekanntgegeben. Bis dahin haben die Bürgerinnen und Bürger ausreichend Zeit, sich mit der Machbarkeitsstudie auseinanderzusetzen. Ab Mittwoch, 17. Mai, ist die Machbarkeitsstudie online unter www.bonn-macht-mit.de abrufbar. Auf der städtischen Partizipationsplattform besteht für registrierte Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit, das Projekt zu kommentieren und mit anderen Bürgerinnen und Bürgern online zu diskutieren.

Weitere Informationen gibt es auch auf www.bonn.de/@seilbahn.

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