Christusbrunnen auf dem Stiftsplatz sprudelt bald wieder | Bonn sucht Brunnenpaten

Der Christusbrunnen auf dem Stiftsplatz hatte erheblich unter Umwelteinflüssen und Vandalismus gelitten und lag seit Jahren trocken. Ab Ende August – ziemlich genau 140 Jahre nach seiner Einweihung – sprudelt das aus drei verschiedenen Natursteinen bestehende Wasserspiel wieder. Das Tiefbauamt der Stadt Bonn hat die seit 1991 unter Denkmalschutz stehende Brunnenanlage restaurieren und die Technik erneuern lassen. Spätestens am Samstag, 31. August, wird der Brunnen in Betrieb genommen.

Die Restaurierung erfolgte in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Bonn durch das Büro Sandner Architekten aus Königswinter, das bereits bei der Sanierung des denkmalgeschützten Alten Zolls involviert war. Rund 210.000 Euro kostete die Instandsetzung und Sanierung der Anlage, die 1878/79 errichtet wurde. Die Arbeiten starteten Ende Januar 2019 und blieben im veranschlagten Zeit- und Kostenrahmen.

Ursprünglicher Standort auf dem Alten Friedhof
Der Christusbrunnen, in früheren Jahren auch als Evangelisten-, Apostel- oder Jesusbrunnen bekannt, befand sich nicht immer an seinem heutigen Standort vis-à-vis des Hauptportals der Stiftskirche, sondern wurde auf dem Alten Friedhof errichtet. Er musste 1973 dem U-Bahn-Bau weichen und wurde auf den Stiftsplatz transloziert.
Die Anlage umfasst ein rundes Wasserbecken mit einem Brunnenring aus grauer Basaltlava von zirka sieben Metern Durchmesser. Auf vier Postamenten aus beigefarbenem Sandstein sind in der Brunnenmitte die vier Evangelisten – Markus, Lukas, Johannes und Matthäus – sitzend dargestellt. Die Skulpturen bestehen aus cremefarbenem französischem Kalkstein (Lothringen), der im 19. Jahrhundert bei Bildhauern äußerst beliebt war. Beherrscht werden diese allegorischen Darstellungen von einer nach Osten blickenden Christusfigur auf einem überragenden Sockel in der Mitte der Anlage. Zwischen den vier Evangelisten sind jeweils Wasserbecken auf Konsolen eingearbeitet, über die das Wasser in das untere Becken strömt.
In Abstimmung mit der Denkmalbehörde und dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland wurde bei der aktuellen Restaurierung entschieden, die fehlenden Gliedmaßen der Kalksteinfiguren nicht wieder zu ersetzen. Eine Entscheidung, die auch bei der Restaurierung im Zuge der Umsetzung 1973 auf den Stiftsplatz ebenfalls in Abstimmung mit dem Landeskonservator getroffen worden war.
Die aktuelle Instandsetzung umfasste die Schadensaufnahme und –kartierung, den Abbau der Figuren, ihre behutsame Restaurierung in einer Kölner Steinmetzwerkstatt sowie ihren Wiederaufbau in der Anlage, weitere Steinmetzarbeiten sowohl an den Wassertischen auf den Konsolen als auch im unteren Wasserbecken, die Abdichtung der Becken und die Erneuerung der Brunnentechnik u.a. mit Einbau eines neuen Schaltschranks, Ersatz der Pumpen und der Verlegung eines neuen Kanalanschlusses. Die Bauleitung oblag dem Tiefbauamt als Eigentümer des Brunnens.

Geschichte des Christusbrunnens
Das Projekt eines Brunnens auf dem Alten Friedhof kam auf Initiative Leopold Kaufmanns zustande, der von 1851 bis 1875 Oberbürgermeister von Bonn war. Der Berliner Bildhauer Bernhard Afinger, ein Schüler des Bildhauers Christian Daniel Rauch, legte 1866 der Bonner Stadtverordnetenversammlung ein Gipsmodell eines „Wasserreservoirs“ bzw. einer „Kirchhofs-Fontaine“ vor. Der Auftrag wurde aber erst am 18. November 1874 nach Klärung der Finanzierung beschlossen. Der größte Teil der Gesamtkosten von rund 35.800 Goldmark wurde aus dem Stiftungsvermögen von Eugen Schmidtborn finanziert, der ausdrücklich die Verwendung zur Verschönerung des Alten Friedhofs festgelegt hatte. Fertiggestellt wurde der Christusbrunnen dann erst 1879 durch die Künstler und Bildhauer Custodis und Coch aus Köln.
Der Brunnen bildete den Mittelpunkt der so genannten Westanlage des Alten Friedhofs. Das Motiv des Brunnens „Christus als Quelle des ewigen Lebens“ basiert auf einer Idee des damaligen Oberbürgermeisters Kaufmann. Beherrschende Statue ist die aufrecht stehende Figur des Christus, die vier Evangelisten sitzen schreibend zu seinen Füßen. Die aus französischem Kalkstein (Pierre de Savonnières) bestehenden Statuen waren von Beginn an durch Umwelteinflüsse starker Verwitterung ausgesetzt. Insbesondere Rauch und Ruß von Dampflokomotiven der angrenzenden Eisenbahntrasse setzten den empfindlichen Figuren zu, die bereits 1927 unter erheblichem Substanzverlust konservatorisch behandelt werden mussten.
1973 musste der Brunnen vom Alten Friedhof aufgrund des Baus der dort unterirdisch geführten Stadtbahnlinien versetzt werden. In Abstimmung mit dem damaligen Landeskonservator Rheinland wurde als neuer Standort der Stiftsplatz gegenüber der Kirche St. Johann Baptist und Petrus gefunden.
Der Christusbrunnen ist aus künstlerischen und wissenschaftlichen Gründen erhaltenswert und wurde daher 1991 als eine von insgesamt zwei Brunnenanlagen in Bonn in die Denkmalliste der Stadt Bonn aufgenommen. Er stellt ein bedeutendes Zeugnis der Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts dar, insbesondere für die Preußische Berliner Schule. Ein weiteres bedeutendes Kunstwerk des Bildhauers Afinger in Bonn ist die Bronzestatue von Ernst Moritz Arndt auf dem alten Zoll.

Rund 100 Brunnen in Bonn
Der Christusbrunnen ist nur ein, wenn auch besonderes Beispiel für die rund 100 Brunnen im Bonner Stadtgebiet, die in der Hauptsaison von Mai bis Ende September sprudeln. Erste Wasserspiele in den Bezirkszentren werden bereits ab Ostern in Betrieb genommen. Die Unterhaltung der Brunnen obliegt dem Städtischen Gebäudemanagement im Auftrag des Tiefbauamtes, das Eigentümer der Anlagen auf Straßen, Plätzen und Parks ist. Das Tiefbauamt übernimmt die Kosten der baulichen Unterhaltung, der Reinigung und Wartung sowie die Kosten für Grundbesitzabgaben, Strom- und Wasserverbrauch. 2018 beispielsweise waren rund 73.000 Euro für Strom und Wasser, rund 60.000 Euro für Grundsteuern und rund 60.000 Euro für Wartung, Reinigung und bauliche Unterhaltung zu begleichen.
Die Stadt Bonn bietet die Möglichkeit, dass sich Bürger, Vereine, Organisationen oder Institutionen als Brunnenpaten engagieren können. Diese können sich mit kleineren oder größeren Spenden an den Kosten für Wasser- und Stromverbrauch beteiligen. Zurzeit spenden Paten für zwölf Brunnen insgesamt rund 3.000 Euro. Weitere Interessenten für Brunnenpatenschaften können sich an Ulrike Liedtke vom Tiefbauamt wenden, Telefon: 0228 – 77 41 28, E-Mail: ulrike.liedtke@bonn.de.

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