Beethovenhalle: Gründungssituation sorgt erneut für Schwierigkeiten bei der Bauausführung

Bei der Herstellung des Verbindungstunnels zwischen dem Haupttrakt und dem neuen Technikbauwerk für die denkmalgerechte Instandsetzung und Modernisierung der Bonner Beethovenhalle ist es erneut zu Schwierigkeiten beim Baugrund gekommen. Bei notwendigen Durchbrüchen haben sich an den Abbruchkanten der ehemaligen Stadtmauer Risse und Abplatzungen gebildet. Dadurch hat sich die Fuge zwischen Alter Stadtmauer und dem Bestandswerk der Beethovenhalle geöffnet.

Wie aus einer aktuellen Mitteilungsvorlage der Verwaltung für den Projektbeirat Beethovenhalle am 20. November 2018 hervorgeht, führen die am Bau beteiligten Fachleute diese unvorhersehbaren Schäden in der Gründung darauf zurück, dass es durch die für die Durchbrüche angebrachten Abfangkonstruktionen der Wandscheiben oberhalb des Tunnels zu Setzungen der Bauteile in Folge von Lasterhöhungen gekommen ist.

Risse in den verschiedenen Bauteilen

Es wird angenommen, dass es durch diese Setzungsunterschiede zwischen tiefgegründeter Stahlbetonwand und Stadtmauer zu so genannten Zwängungen zwischen den Bauteilen gekommen ist, die wiederum Kräfte erzeugen, die die Risse in den Bauteilen verursachen. Hinzu kommt, dass noch restliche Spezialtiefbaumaßnahmen in den angrenzenden Bereichen ausgeführt werden, die die vorhandene Gründungssituation ihrerseits beeinflussen.

Außerdem sandet an dem im Durchbruch freigelegten Wandgefüge der Stadtmauer der Mörtelverbund aus und verliert dadurch seine Verbundwirkung. Bei der im Zuge der Vorplanung durchgeführten Beprobung mittels Bohrkernen war dies nicht erkennbar. Die Fachleute sehen die unvermeidbaren Erschütterungen, Feuchtigkeitseintrag sowie Sauerstoffzufuhr in das freigelegte Gefüge im Zuge der Bauarbeiten als Ursachen.

Sicherungsmaßnahmen werden umgesetzt

Die Anker- bzw. Bohrarbeiten im Bereich des Treppenhauses mussten aufgrund der zu erwartenden Erschütterungen und den Umlagerungen im Baugrund zwischenzeitlich unterbrochen werden. Der Durchgang durch die abgebrochene Stadtmauer sowie die Baugrube des neuen Treppenhauses wurden in der Folge auf Hinweis des mit der ingenieurtechnischen Kontrolle beauftragten Ingenieurbüros durch die Bauleitung zeitweise gesperrt. Es wurden horizontale und vertikale Sicherungsmaßnahmen abgestimmt, die nun sukzessive umgesetzt werden.

Die vordringlichsten Sicherungsmaßnahmen zur Verringerung des vertikalen Lasteintrags sind bereits abgeschlossen; zusätzlich wurden horizontale Sicherungen und Stahlplatten als Schalung eingebaut. Diese werden noch am 15. und 16. November 2018 mit Beton abschnittsweise hinterfüllt, um die Last zu verteilen. Die Arbeiten werden streng überwacht, und bei Veränderungen im Bereich der Stadtmauer unverzüglich unterbrochen bzw. die betroffenen Bereiche temporär gesperrt.

Es zeichnet sich ab, dass die Ausführungsplanung für den Bereich des Verbindungstunnels in Folge der fragilen Gründungssituation bzw. des gestörten Gefüges der Stadtmauer geändert werden muss, da über die jetzt geschaffene Breite des Tunnels nicht hinausgegangen werden darf. Die erforderlichen Umplanungen werden zwangsläufig zu zeitlichen Verzögerungen sowie zu zusätzlichen Kosten führen, die zum heutigen Zeitpunkt aufgrund der unklaren Bausituation noch nicht beziffert werden können.

Aktuelle Kostenprognose: 96,5 Millionen Euro

Unabhängig von diesen aktuellen Schwierigkeiten steigt die aktuelle Kostenprognose gegenüber der Prognose aus September 2018 um ca. 2,5 Mio. Euro auf nun 96,5 Millionen Euro netto (97,96 Millionen Euro brutto inklusive anteiliger Umsatzsteuer). Ursachen dafür sind unter anderen notwendige Zusatzleistungen beim Rohbau, Rückbau und der Betonsanierung, bei der Küchentechnik sowie der Fachplanung für die Technische Gebäude-Ausstattung, das Tragwerk und die Objektplanung.

In der Sitzung des Projektbeirates Beethovenhalle wird die Stadtverwaltung über die eingetretenen Schwierigkeiten bei der Gründung und deren Lösung berichten und diese auch anhand von Fotos dokumentieren.

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